Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

– 11— III 
Vorsichtig naht er sich seinem Häuslein. Er kennt es noch vom vorigen Jahre 
her. Jetzt huscht er ins Loch hinein. Oben aber auf dem Wipfel sitzt das 
Weibchen. Freudestrahlend erscheint das Männchen wieder und schlägt mit den 
Flügeln. Alles ist in schönster Ordnung. Zuweilen aber gibt es heiße Kämpfe 
mit dem Sperlinge, der im Winter von dem Häuschen Besitz genommen hat. 
Ein langer Strohhalm, der vom Kasten herabhängt, ist sein Wappen. Der Star 
aber dringt ungestüm auf den frechen Burschen ein, setzt ihm den Schnabel auf 
die Brust und wirft ihn zum Hause hinaus. Nun geht es ans Bauen des 
Nestes aus den verschiedensten Stoffen, die kunstvoll in der Höhle aufeinander 
gehäuft werden. In einigen Wochen piepen schon die Jungen im Kasten. 
Ist die erste Brut flügge geworden, dann beginnen die alten Paare, namentlich 
in warmen Gegenden, im Juni die zweite Brut. 
4. Was ein Starnest wert ist. In einem Starneste sitzen meist fünf Junge. 
Jedes Junge braucht täglich im Durchschnitt 50 Raupen, Schnecken oder Enger- 
linge. Das macht auf ein Nest an einem Tage 250 Stück. Die Fütterung 
dauert rundweg 30 Tage, macht 7500 Raupen. Wenn nun jede Raupe noch 
20 Tage gelebt und täglich nur eine Blüte abgefressen hätte, so würden die 
7500 Raupen 7500 K 20 = 150000 Blüten zerstört haben. Nehmen wir nun 
an, daß von 10 Blüten immer nur eine Frucht brächte, so gäbe das doch 15000 
Früchte, seien es Apfel oder Birnen. So vbiel ist also ein Starnest wert. Willst 
du noch ein Nest zerstören? Mag auch der Star zuweilen den Kirschbaum oder 
den Weinstock plündern, sein Nutzen bleibt dennoch viel größer als sein Schaden. 
Seine Hauptfeinde sind Falken, Marder, Wicsel und Eichhörnchen. 
5. Im Röhricht. Im Sommer verbringen die Stare den Tag meistens 
auf dem Felde. Hoöchst ergötzlich sieht es aus, wenn sie auf dem Rücken der 
Kühe und Schafe sitzen, um ihnen die Insekten abzulesen. Sie schlafen ge- 
wöhnlich im Neste, später im Röhricht. Abends sammeln sie sich, truppweise 
anrückend, in den Schilf= und Rohrdickichten zu Tausenden an. Bald vereint, 
bald geteilt, schwärmen sie gleich Wolken umher und führen wie auf Kommando 
ihre Schwenkungen aus. Endlich, mit eintretender Nacht, begeben sie sich 
zwitschernd, pfeifend und zankend auf den Stengeln zur Ruhe. Im Oktober 
ziehen viele fort, oft bis in das Innere Afrikas hinein; viele bleiben auch bei 
uns, namentlich im Süden und Westen Deutschlands. Der Star ist Zug-, 
Strich= und Standvogel. 
15. Der Maikäfer. 
1. Baumschädling. Ein schlimmer Feind unserer Bäume ist der Meikäfer. 
Im Mai, wenn die Bäume grün werden, stellt er sich ein. Das frische Laub 
dient ihm zur Nahrung. Zuweilen fressen die Maikäfer die Bäume so kahl wie 
Besenreis, weshalb Gemeindeverwaltungen usw. sie in manchen Gegenden 
sammeln und vernichten lassen. Warum kann ein Baum nicht gedeihen, wenn 
er seiner Blätter beraubt ist? (S. 25.) Die Kinder ziehen gern hinter den Mai- 
käfern her, sie zu fangen. Schändlich aber ist es, die armen Käfer zu quälen. 
2. Körperbau. Der Körper des Maikäfers setzt sich aus drei Hauptteilen 
zusammen: Kopf, Brust und Hinterleib. Diese drei Teile hängen nur durch eine 
schmale Verbindung aneinander, so daß der Körper gleichsam wie eingekerbt
	        
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