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Vorsichtig naht er sich seinem Häuslein. Er kennt es noch vom vorigen Jahre
her. Jetzt huscht er ins Loch hinein. Oben aber auf dem Wipfel sitzt das
Weibchen. Freudestrahlend erscheint das Männchen wieder und schlägt mit den
Flügeln. Alles ist in schönster Ordnung. Zuweilen aber gibt es heiße Kämpfe
mit dem Sperlinge, der im Winter von dem Häuschen Besitz genommen hat.
Ein langer Strohhalm, der vom Kasten herabhängt, ist sein Wappen. Der Star
aber dringt ungestüm auf den frechen Burschen ein, setzt ihm den Schnabel auf
die Brust und wirft ihn zum Hause hinaus. Nun geht es ans Bauen des
Nestes aus den verschiedensten Stoffen, die kunstvoll in der Höhle aufeinander
gehäuft werden. In einigen Wochen piepen schon die Jungen im Kasten.
Ist die erste Brut flügge geworden, dann beginnen die alten Paare, namentlich
in warmen Gegenden, im Juni die zweite Brut.
4. Was ein Starnest wert ist. In einem Starneste sitzen meist fünf Junge.
Jedes Junge braucht täglich im Durchschnitt 50 Raupen, Schnecken oder Enger-
linge. Das macht auf ein Nest an einem Tage 250 Stück. Die Fütterung
dauert rundweg 30 Tage, macht 7500 Raupen. Wenn nun jede Raupe noch
20 Tage gelebt und täglich nur eine Blüte abgefressen hätte, so würden die
7500 Raupen 7500 K 20 = 150000 Blüten zerstört haben. Nehmen wir nun
an, daß von 10 Blüten immer nur eine Frucht brächte, so gäbe das doch 15000
Früchte, seien es Apfel oder Birnen. So vbiel ist also ein Starnest wert. Willst
du noch ein Nest zerstören? Mag auch der Star zuweilen den Kirschbaum oder
den Weinstock plündern, sein Nutzen bleibt dennoch viel größer als sein Schaden.
Seine Hauptfeinde sind Falken, Marder, Wicsel und Eichhörnchen.
5. Im Röhricht. Im Sommer verbringen die Stare den Tag meistens
auf dem Felde. Hoöchst ergötzlich sieht es aus, wenn sie auf dem Rücken der
Kühe und Schafe sitzen, um ihnen die Insekten abzulesen. Sie schlafen ge-
wöhnlich im Neste, später im Röhricht. Abends sammeln sie sich, truppweise
anrückend, in den Schilf= und Rohrdickichten zu Tausenden an. Bald vereint,
bald geteilt, schwärmen sie gleich Wolken umher und führen wie auf Kommando
ihre Schwenkungen aus. Endlich, mit eintretender Nacht, begeben sie sich
zwitschernd, pfeifend und zankend auf den Stengeln zur Ruhe. Im Oktober
ziehen viele fort, oft bis in das Innere Afrikas hinein; viele bleiben auch bei
uns, namentlich im Süden und Westen Deutschlands. Der Star ist Zug-,
Strich= und Standvogel.
15. Der Maikäfer.
1. Baumschädling. Ein schlimmer Feind unserer Bäume ist der Meikäfer.
Im Mai, wenn die Bäume grün werden, stellt er sich ein. Das frische Laub
dient ihm zur Nahrung. Zuweilen fressen die Maikäfer die Bäume so kahl wie
Besenreis, weshalb Gemeindeverwaltungen usw. sie in manchen Gegenden
sammeln und vernichten lassen. Warum kann ein Baum nicht gedeihen, wenn
er seiner Blätter beraubt ist? (S. 25.) Die Kinder ziehen gern hinter den Mai-
käfern her, sie zu fangen. Schändlich aber ist es, die armen Käfer zu quälen.
2. Körperbau. Der Körper des Maikäfers setzt sich aus drei Hauptteilen
zusammen: Kopf, Brust und Hinterleib. Diese drei Teile hängen nur durch eine
schmale Verbindung aneinander, so daß der Körper gleichsam wie eingekerbt