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schleimigen Inhalt (Stärkemehl usw.) als Nahrungsstoff verzehrt hat. Die feste
Knolle dagegen ist die neugebildete, worin eine junge Pflanze schlummert.
3, Die Blüten haben sich zu einer großen, lockeren Ahre zusammengedrängt;
denn so erregt ihre rote Farbe besser die Aufmerksamkeit der Insekten, als wenn
jedes Blütchen einzeln für sich zerstreut stände. Einen Stiel hat die einzelne
Blüte nicht. Das, was man dafür halten könnte, ist der lange Fruchtknoten.
Die oberen fünf Blütenblätter legen sich wie ein helmartiges Schutzdach über
den Honig, der sich in dem Sporne des untersten, sechsten Blütenblattes findet.
Unter jeder Blüte findet sich ein Deckblatt. So nennt man das Blatt, weil
es die junge Blüte schützend bedeckt.
2z. Bestäubung durch Insekten.
1. Wie notwendig die Mitwirkung der Insekten bei der Befruchtung vieler
Pflanzen ist, sehen wir besonders am Knabenkraute. Stempel und Staubblatt
sind hier zu einem Körper, der Griffelsäule, verwachsen. Das Staubblatt
enthält in zwei Fächern den Blütenstaub oder Pollen. Die Pollenkörner werden
von einem klebrigen Safte zusammengehalten und bilden in jedem der beiden
Fächer einen wachsähnlichen Körper. (Quetsche eine Pollenmasse zwischen zwei
Glasplatten unter schwacher Vergrößerung.) Sie sind deshalb verhindert, aus-
einander zu stäuben, und können nicht durch Selbstbestäubung auf die Narbe
gelangen. Es würde sich daher keine Frucht bilden, wenn nicht der Blütenstaub
in anderer Weise auf die Narbe getragen würde. Dies geschieht durch Insekten.
2. Wunderbar ist es, wie nun der ganze Blütenbau gleichsam die Insekten
zwingt, die Bestäubung zu besorgen. Das unterste Blütenblatt verlängert sich
in einen Sporn, der zwar keinen Honig, aber eine weiche Wand mit süßem
Saft enthält. Durch Anbohren der Wand gewinnen ihn die Insekten. Vorn
breitet es sich zu einer breiten, dreilappigen Lippe aus und gewährt dadurch
dem Insekt einen bequemen Anflugsplatz. Auch zeigt es ihm durch eine lebhaft
punktierte Färbung, das Saftmal, den Weg zu dem süßen Mahle im Sporn.
Sobald das Insekt, beispielsweise eine Schnepfenfliege, auf der Lippe Platz
genommen hat, steckt es seinen Rüssel in den Sporn. Dabei aber stößt es mit
dem Kopfe an ein kleines Näpschen an der Griffelsäule, das sogenannte
Schnäbelchen. In die Flüssigkeit des Näpfchens ragt der wachsähnliche Körper
des Staubblattes mit seinem untersten Teile (dem Klebscheibchen) hinein. So-
bald das Insekt das Schnäbelchen mit seinem Kopfe berührt, springt dieses
zurück, und plöglich sitzen zwei Pollenklümpchen mit dem Klebscheibchen auf den
Augen des Insekts fest. Bald fliegt es zur Blüte einer anderen Pflanze.
Unterwegs biegen sich die anfangs senkrecht stehenden Stielchen der beiden
Pollenkörper durch Austrocknung des Scheibchens von selbst wagerecht, und so
stößt die Fliege mit ihnen bei der nächsten Blüte an die Narbe und überträgt
auf diese den Blütenstaub. Wenn man mit einer spitzen Bleifeder in den Sporn
hineinfährt, so läßt sich der Pollen aus der Blüte herausziehen.
23. Der Storch.
1. Ankunft. Ein häufiger Gast auf der Wiese ist der Storch. „Hurra,
hurra! Der Storch ist wieder da!"“ So jubeln die Kinder, wenn sie Ende
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