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3. Saftströmung.
Wenn man im Frühiahre einen Zweig der Birke durchschneider oder in
ihren Stamm ein Loch bohrt, so fließt ein süßschmeckender Saft, das sogenannte
Birkenwasser, heraus. Dieser Saft dient dem Baume zur Nahrung. Wird er
ihm in übermäßiger Weise entzogen, so muß der Baum vertrocknen. Wie aber
entsteht dieser Saft im Baume? Die Wurzel saugt Wasser mit Nährsalzen aus
der Erde auf. Dieses Wasser steigt im Holzteile der Pflanze von Zelle zu Zelle
aufwärts bis zu den Blättern. Hier verdunstet es größtenteils wieder. (S. 68.).
Mit den zurückbleibenden rohen Nährsalzen aber geht in den Blättern eine Um-
wandlung vor. Die Blätter sind nämlich die Küche der Pflanze. „Ein Teil
ihrer Zellen sind die Kochtöpfe, das Feuer ist das Sonnenlicht, und der Küchen-
meister sind die Blattgrünkörper.“ (S. 25.) In diesen Kochtöpfen wirken die
mineralischen Salze, die durch die Wurzel aus
der Erde aufgesogen sind, mit dem Kohlenstoffe,
den die Blätter aus der Kohlensäure der Luft
aufgenommen haben und dem Wasser zusam-
men. Versuch: 1. Ein Zweig einer unter-
getauchten Wasserpflanze in einem röhren-
förmigen Glas mit Wasser dem Sonnenlicht
ausgesetzt, scheidet Gas aus; es ist Sauerstoff;
Probe Chemie S. 63. 2. Ein Stanniolband
legt man einen Tag lang um das Blatt der
Kartoffel oder der Bohne, nimmt das Blatt
dann am Abend ab, dazu eins, das nicht bedeckt
war, steckt beide in heißen Spiritus, bis sie
entfärbt sind, hierauf einen Augenblick in
,., -l kochendes Wasser, dann in verdünnte Jod-
lElCHeôsung; bald wird alles bis auf den verdeckt
— « gewesenen Streifen blau gefärbt. Daraus
– — — F erkennen wir, daß in den belichteten Stellen
ob — — Stärke gebildet wird, in den verdunkelten nicht.
——
schnitt, B. von der Fläche gesehen. die Unterseite einer Bohnenblatthälfte mit
warmem Fett überziehen, so unterbleibt die
Stärkebildung. Durch das Fett werden die Spaltöffnungen verschlossen; es kann
keine Kohlensäure aus der Luft eindringen. Diese Versuche lehren uns, daß die
grünen Pflanzenteile und zwar die Chlorophyllkörner aus Kohlensäure und Wasser
durch die Kraft des Sonnenlichtes Stärke bilden. Dabei wird der Sauerstoff aus
dem Wasser ausgeschieden. Außer Stärke entsteht oft Zucker. Versuch: Ziehe ein
Stückchen von der Blatthaut der Unterseite eines Lilienblattes ab und lege es
unter das Mikroskop. Man sieht langgestreckte, dicht aneinanderschließende Zellen.
Vor den schmalen Enden mancher derselben liegen zwei kleine sichelförmig ge-
krümmte Zellen; deren Hohlseiten sind einander zugekehrt. Dazwischen befindet
sich ein Spalt, die sogenannte Spaltöffnung. Duuch diese strömt Wasserdampf
und Sauerstoff aus und Kohlensäure ein. Die in dem Blatt entstandenen Stoffe
erst bilden die eigentliche Nährspeise der Pflanzen. Sie wandern von den