Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

III — 26 — 
3. Saftströmung. 
Wenn man im Frühiahre einen Zweig der Birke durchschneider oder in 
ihren Stamm ein Loch bohrt, so fließt ein süßschmeckender Saft, das sogenannte 
Birkenwasser, heraus. Dieser Saft dient dem Baume zur Nahrung. Wird er 
ihm in übermäßiger Weise entzogen, so muß der Baum vertrocknen. Wie aber 
entsteht dieser Saft im Baume? Die Wurzel saugt Wasser mit Nährsalzen aus 
der Erde auf. Dieses Wasser steigt im Holzteile der Pflanze von Zelle zu Zelle 
aufwärts bis zu den Blättern. Hier verdunstet es größtenteils wieder. (S. 68.). 
Mit den zurückbleibenden rohen Nährsalzen aber geht in den Blättern eine Um- 
wandlung vor. Die Blätter sind nämlich die Küche der Pflanze. „Ein Teil 
ihrer Zellen sind die Kochtöpfe, das Feuer ist das Sonnenlicht, und der Küchen- 
meister sind die Blattgrünkörper.“ (S. 25.) In diesen Kochtöpfen wirken die 
mineralischen Salze, die durch die Wurzel aus 
der Erde aufgesogen sind, mit dem Kohlenstoffe, 
den die Blätter aus der Kohlensäure der Luft 
aufgenommen haben und dem Wasser zusam- 
men. Versuch: 1. Ein Zweig einer unter- 
getauchten Wasserpflanze in einem röhren- 
förmigen Glas mit Wasser dem Sonnenlicht 
ausgesetzt, scheidet Gas aus; es ist Sauerstoff; 
Probe Chemie S. 63. 2. Ein Stanniolband 
legt man einen Tag lang um das Blatt der 
Kartoffel oder der Bohne, nimmt das Blatt 
dann am Abend ab, dazu eins, das nicht bedeckt 
war, steckt beide in heißen Spiritus, bis sie 
entfärbt sind, hierauf einen Augenblick in 
,., -l kochendes Wasser, dann in verdünnte Jod- 
lElCHeôsung; bald wird alles bis auf den verdeckt 
— « gewesenen Streifen blau gefärbt. Daraus 
– — — F erkennen wir, daß in den belichteten Stellen 
ob — — Stärke gebildet wird, in den verdunkelten nicht. 
—— 
schnitt, B. von der Fläche gesehen. die Unterseite einer Bohnenblatthälfte mit 
warmem Fett überziehen, so unterbleibt die 
Stärkebildung. Durch das Fett werden die Spaltöffnungen verschlossen; es kann 
keine Kohlensäure aus der Luft eindringen. Diese Versuche lehren uns, daß die 
grünen Pflanzenteile und zwar die Chlorophyllkörner aus Kohlensäure und Wasser 
durch die Kraft des Sonnenlichtes Stärke bilden. Dabei wird der Sauerstoff aus 
dem Wasser ausgeschieden. Außer Stärke entsteht oft Zucker. Versuch: Ziehe ein 
Stückchen von der Blatthaut der Unterseite eines Lilienblattes ab und lege es 
unter das Mikroskop. Man sieht langgestreckte, dicht aneinanderschließende Zellen. 
Vor den schmalen Enden mancher derselben liegen zwei kleine sichelförmig ge- 
krümmte Zellen; deren Hohlseiten sind einander zugekehrt. Dazwischen befindet 
sich ein Spalt, die sogenannte Spaltöffnung. Duuch diese strömt Wasserdampf 
und Sauerstoff aus und Kohlensäure ein. Die in dem Blatt entstandenen Stoffe 
erst bilden die eigentliche Nährspeise der Pflanzen. Sie wandern von den 
   
	        
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