Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

— 37 — III 
Im Herbste sterben die meisten Hummeln. Nur einige junge Weibchen über— 
wintern unterm Moose usw., um dann im Frühjahre ihren Bau aufs neue zu 
beginnen. 
42. Futterkräuter. 
Der Anbau guter Futterkräuter ist für den Landmann von größter Wichtig- 
keit. „Viel Futter, viel Milch, viel Dünger, viel Getreide, viel Geld!“ Als 
eine der besten Futterpflanzen gilt besonders der rote Kopf= oder Wiesenklee. 
Seine Heimat ist Italien. Erst im 18. Jahrhundert, unter Friedrich d. Gr., ist 
er bei uns eingeführt. Durch seinen Anbau wurde die reine Brache verdrängt; 
auch konnte durch ihn in vielen Gegenden der Weidegang des Viehes abgeschafft 
und die vorteilhaftere Stallfütterung eingeführt werden. Der rote Kopfklee 
gedeiht am besten auf kalkhaltigem, etwas seuchtem Boden. Dieser muß wegen 
der langen Pfahlwurzel des Klees sehr tief gepflügt werden. Man sät den Klee 
gewöhnlich im Frühjahre zwischen das junge Winterkorn oder zwischen die eben 
gesäte Gerste. In dem darauf folgenden zweiten Sommer kann er dann 
2—3mal gemäht und sowohl zur Grün= wie zur Trockenfütterung verwandt 
werden. Junger Klee schmeckt zwar dem Vieh vorzüglich, doch bläht er und 
wird dadurch leicht schädlich. Neben dem roten Kopfklee sind besonders noch die 
Luzerne und Esparsette als wertvolle Futterpflanzen zu nennen. Beide Arten 
haben vor dem Kopfklee den Vorzug, daß ihre Aussaat nicht so oft erneuert zu 
werden braucht, weshalb sie der Landmann auch als „ewigen Klee“ bezeichnet. 
Während nämlich die Kleeaussaat nur 1—2 Jahre vorhält, braucht die Aussaat 
der Luzerne und der Csparsette in manchen Gegenden erst in 10—15 Jahren 
erneuert zu werden. Auch zeichnen sich Luzerne und Esparsette dadurch vor dem 
Klee vorteilhaft aus, daß sie seine blähenden Eigenschaften nicht besitzen. 
43. Schlußbetrachtung. (Freundschaft und Feindschaft unter den Pflanzen.) 
Roggen, Erbsen, Klee, Luzerne sind angebaute oder Kulturpflanzen. (S. 15.) Der 
Mensch nimmt sie in seine Pflege und weist ihnen ihren Standort an. Die Kornblume 
dagegen hat ihren Platz gewissermaßen frei gewählt. Wie das Buschwindröschen den 
Wald, so liebt sie das Kornfeld. Was aber am meisten auffällt, ist, daß sie sich hier fast 
immer in ganz bestimmter Gesellschaft sindet. Sie steht nämlich gewöhnlich in treuer 
Kameradschaft mit dem Klatschmohn und der Ackerrade beisammen. Haben sie alle drei 
Freundschaft miteinander geschlossen, oder ist es das Kornfeld, das sie anzieht Und, 
merkwürdig! nur auf „hungrigem“ Boden findet man sie. Die gelben Hahnenfußgewächse, 
die roten Lichtnelken und das weiße Schaumkraut fühlen sich nur auf der Wiese wohl; 
ja, selbst das Lumpengesindel der Unkräuter (Melden, Nachtschatten, Bilsenkräuter, Stech- 
apfel) verkehrt nicht mit jedermann und behauptet seinen Platz auf dem Schutthaufen. 
Die Liebe der Flachsseide zum Flachse artet sogar derartig aus, daß sie diesen vernichtet. 
(S. 66.) Anderseits findet sich auch eine gewisse Abneigung zwischen manchen Pflanzen. 
So wird behauptet, daß der Flachs nicht gedeihe, wenn Skabiosen und Wolfsmilchgewächse 
in seiner Nähe stehen, und wo das Berufskraut wächst, wolle kein Weizen gedeihen. 
Ebenso findet man Feldblumen selten im Wiesengrase oder zwischen Waldblumen. Die 
eigentliche Ursache dieser Erscheinung ist vielfach noch unbekannt. Mag auch in vielen 
Fällen die Beschaffenheit des Bodens die Ursache sein, so doch nicht in allen. 
Pflanzenfamilien. Gräser. (Zur Vergleichung: Roggen [S. 321, Weizen, Gerste, 
Hafer, Hirse, Mais, Reis, Zuckerrohr, Fuchsschwanzgras, Lieschgras, Ruchgras, Lolch, 
Zittergras, Trespe, Rohr, Schilf.) Pflanzen mit knotigem Halme und langen, schmaten
	        
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