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sörmigen Enden maucher Pflanzen bemerken wir die Fruchtschüsseln. Sie
enthalten kleine, senkrecht gestellte Schläuche, in jedem Schlauche finden sich
acht Sporen.
An dem Flechtenlager unterscheiden wir außen die Rindenschicht, im Innern das
Mark. Zwischen beiden liegen zahlreiche rundliche Zellen, Brutzellen genannt, die bei
alten Flechten die Rinde durchbrechen und als Bruthäufchen an die Oberfläche treten.
Sie sind die einzigen Zellen der Flechte, die Blattgrün enthalten wie die höheren Pflanzen
und die Algen. Die Brutzellen sind Algen. Der übrige Teil der Flechte ist ein Pilz;
beide haben sich in der Flechte zu einer Lebensgemeinschaft vergesellschaftet. Von der
Richtigkeit dieser Ansicht hat man sich dadurch zu überzeugen
gesucht, daß man auf gewisse Algenarten Flechtensporen säte, die
dann wieder zu der Gestalt der Mutterflechte auswuchsen, während
die auf algenfreier Erde gesäten Sporen derselben Flechte zu-
grunde gingen.
2. Lebenszähigkeit. Die isländische Moosflechte begnügt
sich mit dem dürftigsten Boden und der kärglichsten Nahrung.
Jahrelang kann sie fasten, ohne zugrunde zu gehen. Fehlt
ihr die nötige Feuchtigkeit, so trochnet sie zwar zusammen
und wird knorpelig. Stellt sich aber Feuchtigkeit ein, so
grünt sie lustig wie zuvor. Ja, man hat Beispiele, daß
Flechten, die 12 Jahre in einem Herbarium lagen, wieder
auflebten, als man sie mit Feuchtigkeit versorgte.
3. Nutzen. Im Norden ist die isländische Moosflechte
neben der Renntierflechte die hauptsächlichste Nahrung des
Renntiers, und in Zeiten der Not vermischt sie der Eskimo
sogar mit seinem Brote. Den Brustleidenden wird sie
wegen des in ihr enthaltenen Bitterstoffs als Arzneimittel
empfohlen, und da sie Gummi und Stärkemehl enthält,
so benutzt man sie auch zum Gummieren des Zeuges.
Im Glutsande der unfruchtbaren Sahara wachsen ebenfalls
eßbare Flechten, z. B. die Mannaflechte, ebenso in der
Kirgisensteppe, wo sie „Erdbrot“ heißen.
4. Formenreichtum der Flechten. Es gibt über 1000
Flechtenarten, die über die ganze Erde verbreitet sind.
Vorzugsweise kommen sie in der kalten Zone vor. Auch
die Berghöhen sind sehr reich an Flechten. Viele von ihnen
ak. Saftföden, ve. Sporen= sind strauchartig, wie die Astflechte an Bretterzäunen und
ls ered Picbewede, Baumstämmen, die Bartflechte, die gleich Bärten an
kures r en anedhst. Baumzweigen herabhängt, und die Renntierflechte. Andere
haben laubartigen Wuchs, wie die Schüsselflechten an
Baumstämmen, Brettern, Mauern und Felsen. Noch andere bilden krustenförmige
Überzüge an Holz und auf Steinen, wie die Kuchen= und Scheibenflechten.
5. Flechten als Pioniere der Pflanzenwelt. In der Flechte haben sich
zwei ganz verschieden begabte Pflanzen zusammengefunden, Alge und Pilz. Die
Alge kann aus Wasser, Kohlensäure und Nährsalzen Pflanzenstoff bereiten, aber
sie kann ohne Feuchtigkeit nicht leben. Der Pilz kann sich in die härtesten Stoffe
bohren, selbst in Eisengitter, aus jeder Unterlage Wasser und Nährsalze nehmen,
Querschnitt durch eine
Flechte.