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b) Die Färbung der Kreuzotter paßt sich der Bodenfarbe an. (S. 42.)
Sie ist daher verschieden: auf der Oberseite grau, grünlich, braun, rotbraun
(weshalb sie dann wohl Kupfernatter heißt), im Moore schwärzlich, auf der
Unterseite bläulich oder gelblich. (Schutzfarbe.) Über den Rücken läuft in der
Regel eine schwarze Zickzacklinie, und auf dem Kopfe findet sich eine dunkle
Zeichnung, die an ein Kreuz, mehr an ein X
erinnert und der Schlange wahrscheinlich den
Namen gegeben hat.
c) Ihr Körperbau hängt mit ihrer Lebens-
weise eng zusammen. Der Leib hat eine wurm—
förmige Gestalt; daher kann sie sich bequem in
Löchern und im Heidekraute verbergen. Beine
hat sie nicht. Dennoch kaun sie sich ungemein
schnell bewegen. Als Beine dieuen ihr die Nippen. Sie sind paarweise beweglich
am Rückgrate eingelenkt und enden frei in der Haut unter dem Bauche. Beim
Kriechen schiebt die Stter die Rippen wie kurze Beine bald an der rechten,
bald an der linken Seite vor; die Rippen sind durch Muskeln mit den halb-
gürtelförmigen Schuppen der Unterseite verbunden und schieben sie vor. Der
scharfe Hinterrand der Schuppen greift in die Unebenheiten des Bodens ein.
Dadurch, daß dies an verschiedenen Stellen des Körpers gleichzeitig und ab-
wechselnd rechts und links geschieht, „schlängelt“ sie sich vorwärts. Damit sie
sich beim Kriechen nicht so leicht verletze, ist ihr Körper mit Schuppen bedeckt.
Am meisten sind Kopf und
Bauch beim Umherktriechen ge-
fährdet. Daher sind die Schup-
pen hier auch am größten; am
Bauche bilden sie Halbringe.
Auch die Augen sind gut geschützt.
Sie haben zwar keine Lider
sind aber von der Körperhaut
überzogen. Diese ist über dem
Auge durchsichtig und bedeckt
das Auge wie ein Uhrglas die
uhr. Da die Augen ziemlich
Kopf der Kreuzotter.
die Schlange nicht gut nach Die greuzzotter.
vorn sehen. Sie streckt deshalb
fortwährend die zweispaltige Zunge hervor, um damit zu tasten. Auch bei
geschlossenem Munde kann sie die Zunge hervorstrecken, da die Kieferränder vorn
sich nicht berühren. — Wo der Schwanz beginnt, erscheint der Rumpf deutlich
dünner, was bei der Ringelnatter nicht der Fall ist.
2. Giftzähne. Was uns die Kreuzotter verhaßt macht, das sind ihre Gift-
zähne. Sie sitzen im Oberkiefer, sind hohl und nahe an der Spitze mit einer
kleinen Offnung versehen. Am Grunde aber steht jeder Zahn mit einer Drüse
in Verbindung, die mit Gift gefüllt ist und an beiden Seiten des Kopfes an
der Schläfengegend liegt. Bei dem Bisse fließt durch den Druck der Schläfen-