Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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das Lied verstanden hätte, sondern sie fühlt sich sicher und möchte daher weiter 
kriechen. Die vier Hörner aber streckt sie aus, um zu tasten. Die beiden unteren 
und kleineren Hörner sind nämlich Fühlhörner. Auf den beiden oberen und 
größeren Hörnern sitzen Augen, mit denen sie jedoch nicht gut sehen kann. Sie 
sehen aus wie schwarze Punkte. Die Hörner kann sie einziehen, indem sie sie 
nach innen stülpt. 
2. Atmung. An der rechten Seite in der Nackengegend sieht man eine 
runde Offnung: das Atemloch. Durch dieses atmet die Schnecke. Wenn man 
das Tier berührt und in das Gehäuse treibt, so verengt sich diese Offnung. Doch 
bald erweitert sie sich wieder. Das Atemloch führt in die Atemhöhle. Darin 
findet sich ein dichtes Adernetz: die Lunge. Diese wird von der eingeatmeten 
Luft umspült und so das Blut durch Aufnahme von Sauerstoff und Aus- 
scheidung von Kohlensäure erneuert. 
3. Mantel. Auf dem Rücken ist der Körper von einer dicken Haut, dem 
Mantel, umgeben. Beim Kriechen legt sich der Mantel glatt an den Körper 
an, da sich dann das Tier lang ausdehnt. Wenn aber die Schnecke sich in das 
Gehäuse zurückzieht, so bildet er vorn in der letzten Windung eine vom Rücken 
herabhängende Falte, die sich kragenförmig über den Kopf des Tieres zieht. 
4. Fuß. Auf der Unterseite breitet sich ein sohlenartiger Muskel aus. Das 
ist der Fuß der Schnecke. Indem die Schnecke diesen Fuß wellenartig hebt und 
senkt, kriecht sie. Beim Kriechen sondert der Fuß unten beständig Schleim ab. 
Mit diesem überzieht die Schnecke die rauhe Bahn, auf der sie kriecht, um so 
desto leichter über die Unebenheiten hinwegzugleiten. 
5. Das Gehäuse besteht fast nur aus Kalk, der von dem Mantel ab- 
gesondert wird. Es sieht gelb oder rot aus, ist häufig mit dunkelbraunen Spiral- 
bändern geziert und setzt sich aus mehreren schraubenförmigen Windungen zu- 
sammen. Die untere Offnung heißt Mündung, das oberste Gewinde Spitze. 
Inwendig sitzt eine Spindel, die von der Spitze bis zur Mündung reicht und um 
die sich die Windungen herumziehen. Mit der Spindel ist die Schnecke durch 
einen kräftigen Muskel verbunden. Diesen kann sie zusammenziehen und aus- 
dehnen. Zieht sie ihn zusammen, so verkürzt er sich, und so zieht sich die 
Schnecke leicht und schnell in das Gehäuse zurück. In dem Maße, wie das Tier 
wächst, vergrößert sich auch das Gehäuse. Beim Eintritt des Winters verkriecht 
sich die Schnecke in die Erde, um ihren Winterschlaf zu halten. Dann sondert sie 
einen kalkhaltigen Schleim ab, der bald wie ein Deckel die Mündung des Gehäuses 
verschließt. Das ist der sogenannte Winterdeckel; er fällt im Frühlinge wieder ab. 
6. Die Nahrung der Hainschnecke besteht vorzugsweise aus Pflanzenstoffen. Be- 
sonders gern nagt sie die Algen und Flechten an der Baumrinde ab. Man findet sie 
hier häufig nach Regen. Sie liebt feuchte Luft; in trockener dörrt sie aus. Zum 
Zerkleinern der Nahrung dient ihr die harte, stark gewölbte Zunge. Diese ist mit 
zahlreichen Zähnchen besetzt und daher einer Reibe oder Holzraspel nicht unähnlich. 
Beim Abbeißen drückt die Schnecke sie gegen die obere, hornartige Kinnlade. 
7. Vermehrung. Im Mai oder Juni legt die Schnecke zahlreiche Eier in 
eine Erdhöhle, die sie mit ihrem eigenen Körper macht. Hierauf verscharrt sie 
das Loch und ebnet den Boden so schön, daß man das Nest schwer auffinden kann. 
Nach etwa 26 Tagen kriechen die Jungen aus. Ihr Gehäuse bringen sie gleich mit.
	        
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