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50—100 fache der Leibeslänge des Tieres. Zu diesen Sprüngen wird es ähnlich
wie der Frosch durch seine langen, starkschenkeligen, geknickten Hinterbeine be-
fähigt, die es beim Fortspringen lang ausstreckt, um sich so fortzuschnellen. Von
dieser Hüpfekunst hat das Tier auch den Namen Hüpfer (Grashüpfer) erhalten,
ebenso den Namen Schrecke; denn schrecken heißt so viel wie aufspringen. Auch
Heupferdchen wird es genannt. Zu der Bezeichnung Pferdchen ist das Tier
durch seinen Kopf gelangt, der mit seinen nach unten hin vortretenden Tastern
Ahnlichkeit mit einem gezäumten Pferdekopfe hat. Oben trägt der Kopf zwei
Fühler, die rückwärts gebogen sind und fast Leibeslänge erreichen. Da das Tier
gern auf der Wiese weilt, so erklären sich leicht die Zusätze Gras und Heu. Die
Wiese sucht es auf, weil es hier seine Nahrung findet: Pflanzen, Fliegen,
Raupen usw. Auch im Getreidefelde hält es sich auf, ebenso im Gebüsch, da
es gern Laub frißt. Die grüne Farbe dient ihm als Schutzfarbe. Die Oberflügel
liegen im Zustande der Ruhe dachförmig und bedecken schützend die Unterflügel.
Das Kauen der oft harten Nahrung besorgen die kräftigen Kiefer.
2. Musik. Abends lassen die Männchen ihr Zirpen hören. Sie haben nämlich
auf ihrem rechten Flügel ein trommelartiges Instrument. Das ist eine aus-
gespannte Haut, die von hervorspringenden Adern eingefaßt und unter dem
Namen Spiegel bekannt ist. Indem die Tiere mit einer querliegenden, rauhen
Ader des linken Flügels über die vorspringenden Ränder jenes Instruments hin-
wegstreichen, entstehen kurze Töne: zick, zick, zik. Bei der grauen Feldheuschrecke
sind die Flügeldecken mit vielen Längsadern versehen. Die stärkste Kante streicht
das Männchen mit den gezähnten Hinterschenkeln, wie ein Geigenspieler mit dem
Bogen die Saiten. Dadurch werden die Flügelhäute in Schwingungen versetzt.
3. Gehör. Das Hörwerkzeug befindet sich an den Schienen des ersten Bein-
paares. Dort sieht man eine angeschwollene Stelle, die jederseits eine kleine
Spalte hat.
4. Vermehrung. Im August legt das Weibchen mit der Legeröhre Eier in
Klümpchen in die Erde. Damit sie während des Winters keinen Schaden leiden,
überzieht die Heuschrecke sie mit Schleim. Dann stirbt sie. Aus den Eiern ent-
wickeln sich im nächsten Frühjahre kleine Tiere, die bis auf das Fehlen der
Flügel den alten gleichen. Nach mehrmaligem Häuten sind sie erwachsen. Man
nennt diese Verwandlung eine unvollkommene, im Gegensatz zu der voll-
kommenen, wie z. B. der des Meikäfers.
XI. Dus Peld im Sommer.
Heiß brennt die Sonne auf das goldene Ahrenfeld hernieder. Hier und da hört
man schon die Sense erklingen, und bald wird das Feld voller Garben stehen. Die
Sperlinge überfallen in Scharen die Weizenfelder, und die Feldmäuse schmausen an reich-
besetzter Tafel. Am eiligsten aber hat es jetzt der Hamster. Im Kornfelde steckt er seine
Backentaschen voll Körner und eilt damit in seine Vorratskammer.
Jil. Der TLein (Flachs).
1. Aussagt. Ende April ging der Landmann mit dem Saattuche hinaus
auf den Acker, um Leinsamen zu säen. Er streute den Samen recht dick aus;
denn eine alte Bauernregel sagt ihm: „Lein sä dick!“ Und dieser Spruch hat
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