Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

III — 66 — 
recht. Denn erstens müssen die jungen Leinpflanzen recht viel Feuchtigkeit haben 
und können daher die Sonnenstrahlen nicht gut vertragen. Stehen sie recht dicht 
beieinander, so schützen sie sich gegenseitig und lassen die Sonnenstrahlen nicht 
bis auf den Boden gelangen. Zweitens aber bleiben die Stengel dicht stehender 
Leinpflanzen dünner als die Stengel weniger dicht stehender. Je dünner aber 
der Stengel ist, desto biegsamer und feiner ist der Bast. 
2. Stengel, Blätter und Frucht. Das Leinpflänzchen hat besonders durch 
den Stengel eine hohe Bedeutung erlangt. Schlank und glatt schießt er empor, 
ohne Kanten, ohne verdickte Knoten. In seinem Innern bildet sich allmählich 
ein holziger Körper. Dieser ist ringsum von feinen, 2—4 em langen Bastfasern 
umgeben, die eine bedeutende Zähigkeit besitzen. Sie sind es, die uns den Flachs 
so wert machen. In der himmelblauen Blüte und der schützenden Fruchtkapsel 
tritt uns überall die Fünfzahl entgegen. (Offne eine Kapsel! Wieviel Samen- 
fächer?) Als der beste Leinsame gilt der von Riga. Aus dem Samen wird auf 
der Olmühle Leinöl gepreßt. Es dient als Speiseöl, als Heilmittel auf Brand- 
wunden und zur Bereitung von Firnis. Die Rückstände beim Olschlagen geben 
als Leinkuchen ein gutes Viehfutter. 
75. Schmarotzer. 
Wenn wir im Sommer ein Flachs-, Klee= oder Luzernenfeld besuchen, so 
können wir nicht selten beobachten, daß einzelne der dort angebauten Pflanzen 
von einem fadenartigen Gewächse umschlungen sind. Dieses Gewächs ist ent- 
"„ weder die Klee- oder die Flachsseide. Beide sind sehr 
gefährliche Feinde der genannten Futterkräuter und des 
Flachses. Im Volksmunde führen sie auch den Namen 
„Teufelszwirn"“. Bei den Futterkräutern kommt nur die 
Kleeseide vor, beim Flachse auch die Flachsseide. Ihr Keim 
dringt unten nur wenig in die Erde. Oben verlängert er 
sich fadenförmig und klammert sich an eine Pflanze, z. B. 
an einen Leinstengel. Bald dringen an der Berührungsstelle 
Saugwurzeln aus ihm hervor. Diese durchbohren die Rinde 
des Leinstengels und saugen ihm die Nahrung aus. Unten 
stirbt die Seide ab. Pflanzen, die ihre Nahrung anderen 
bpPrflanzen entziehen, nennt man Schmarotzer. Zu ihnen 
Junge Mistel. gehört auch die Mistel, die z. B. auf Pappeln und Obst- 
bäumen wächst und selbst im Winter, wenn ihr Wirt kahl 
dasteht, weitergrünt. Auch Klappertopf, Wachtelweizen und Augentrost (S. 35) 
treiben ein schmarotzerartiges Leben. Ganz besonders aber gehören hierher viele Pilze. 
Pflanzen, die von verwesenden Stoffen leben, heißen Fäulnisbewohner. 
Zu ihnen zählen auch viele große und kleine Pilze, z. B. die Schimmelpilze und 
die eßbaren und giftigen „Schwämme'“. 
Jö. Die Kartoffel. 
1. Geschichtliches. Schon vor der Entdeckung Amerikas wurde die Kar- 
toffel in den für Mais zu kalten Gegenden Perus angebaut und bald nachher 
über Mexiko nach Nordamerika verbreitet. Spanier brachten sie nach Europa; 
   
	        
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