II – 6 —
Gegenden, z. B. der Magdeburger Börde, erst begründet hat. Im April oder
Anfang Mai werden die Samenkerne mit Hilfe der Drillmaschine in regelrechte
Reihen gelegt. Je dichter die einzelnen Büschel, desto weniger haben die jungen
Pflanzen von den Nachtfrösten zu leiden. Sobald die Wurzeln die Dicke eines
Strohhalms oder höchstens eines Federkiels erlangt haben, beginnt das Ver-
ziehen. Dabei werden alle Pflanzen eines Büschels bis auf eine — die kräftigste
— entfernt. Während des Sommers muß das Rübenfeld vier- bis fünfmal
behackt werden, damit der Boden aufgelockert wird und Luft und Feuchtigkeit
in ihn eindringen kann. (S. 34.) Mitte Oktober sind die Rüben ausgewachsen
und reif geworden. Die weiße Wurzel ist dann etwa 30—40 cm lang. Sie
wird in die Zuckerfabrik gebracht, wo aus den Rüben der Zucker gewonnen wird.
(Chemie, S. 99.)
2. Pflanzenzucker. Zur Versüßung der Speisen bedienten sich unsere Vor-
fahren des Honigs. Den Pflanzenzucker, wie er sich im Zuckerrohre und in den
Rüben findet, kannte man noch nicht. Durch die Kreuzzüge scheint man zunächst
den Rohrzucker kennen gelernt zu haben. Nun wurde das Rohr, aus dem der
Zuckersaft gepreßt wurde, von Kleinasien aus nach Agypten, Griechenland,
Sizilien und später auch nach Westindien verpflanzt. Aber bis zu Ende des
17. Jahrhunderts war der Zucker so teuer, daß ihn nur die Reichen bezahlen
konnten. 1747 entdeckte der Berliner Chemiker Marggraf den hohen Zuckergehalt
der Rüben; doch erst seit den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die
Zuckerbereitung aus Rüben allgemein.
S. Das Verwelken des Pflanzen.
Wenn im Sommer die Sonne heiß brennt, lassen manche Pflanzen schlaff
ihr Köpschen hängen, andere verwelken ganz. Das kommt daher, daß in ihnen
viel Wasser verdunstet und als Dampf aus ihren Spaltöffnungen (S. 26) ent-
weicht. Wir können diese Verdunstung deutlich wahrnehmen, wenn wir eine
Pflanze bei warmer Witterung unter eine Glasglocke stellen. Das Glas wird
alsbald mit kleinen Wassertropfen beschlagen. Sie rühren von dem entweichenden
Wasserdampfe her, der sich an das Glas setzt und sich hier verdichtet. Stelle
einen reichbeblätterten und einen entblätterten Lindenzweig je in ein mit Wasser
gefülltes Medizinglas und wäge beide jetzt und nach einigen Tagen; beurteile
danach die Bedeutung der Blätter für die Verdunstung. Eine Kohlpflanze ver-
dunstet z. B. in 12 Stunden bei + 18°“ C über 250, eine Sonnenblume sogar
über 500 g Wasser. Das verdunstete Wasser wird dadurch ersetzt, daß die
Pflanze Wasser aus dem Boden aufnimmt. Ist die Hitze aber zu groß, so ver-
dunstet mehr Wasser, als die Wurzel aufzunehmen vermag. Es tritt also bei
der Pflanze Saftmangel ein, und daher fängt sie an zu welken. Junge Topf-
pflanzen bedeckt man mit einem Glase, um so die Verdunstung zu verringern.
79. Giftpflanzen.
1. Kennzeichen. Auf dem Felde wachsen manche Pflanzen, deren Genuß
uns schadet. Dahin gehören z. B. der schwarze Nachtschatten, das Bilsenkraut,
der Stechapfel u. a. Man nennt sie Giftpflanzen. Wir finden solche Pflanzen
auch im Garten (Hundspetersilie, Goldregen), im Walde (Fingerhut, Tollkirsche),