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schwinden und daß die Stoffe nicht nutzlos liegen bleiben, sondern andern Pflanzen
wieder zur Nahrung dienen können. Aber sie erschweren auch die Aufbewahrung von
Küchenvorräten. Durch vielerlei Tätigkeiten in Küche und Nahrungsmittelgeschäften be-
kämpfen wir die Fäulnisbakterien: Aufbewahren von Fleisch in Eiskellern, Einlegen in
Essig, Einsalzen, Räuchern, Trocknen, Anbraten, Einkochen in luftdicht geschlossenen
Einmachgläsern und Sbüchsen, durch deren vorheriges Ausschwefeln usw. Andere Bakterien
machen wir uns dienstbar, z. B. den Essigbazillus, der den Weingeist in Essig verwandelt.
Die saure Milch entsteht dadurch, daß ein Bakterium den Milchzucker zu Milchsäure ver-
gärt. (Siehe Chemie, S. 96.) Die meisten inneren Krankheiten der Menschen und Tiere
werden durch Spaltpilze hervorgerufen. Gegen diese Krankheitserreger suchen wir daher
mit allen Mitteln zu kämpfen. In den von den Kranken abgegebenen Auswurfsstoffen
finden sich Bakterien. Diese müssen getötet werden, damit sie keine Ansteckung ver-
anlassen; deshalb vielerorts die Vorschrift, nicht auf den Fußboden zu spucken, sondern in
die Spucknäpfe. Gelangt z. B. der Auswurf eines Lungenkranken auf den Boden eines
feuchten, nicht hellen Zimmers, so nimmt die Luft nachher die Spaltpilze auf; sie
werden von Gesunden eingeatmet, besonders aber von auf dem Boden klriechenden
Kindern ausgenommen und können dadurch Ansteckung hervorrufen. Auch in andern
Fällen wird vom Arzt Anweisung gegeben, wie die Verbreitung der Krankheit verhütet
werden kann, z. B. bei Typhusbazillenträgern. Das Reinigen unseres Körpers, der
Kleider, Betten und Zimmer trägt sehr viel zur Fernhaltung der Krankheitserreger bei.
Wichtig ist gute Besonnung, da viele Spaltpilze durch Sonnenlicht getötet werden.
XVI. In Haus und Hof.
Die nützlichsten Tiere hat der Mensch gezähmt und zu sich in Haus und Hof ge-
nommen. Man nennt sie Haustiere. Zu ihnen gehören: Pferd, Rind, Schaf, Ziege,
Hund, Katze, Huhn, Taube u. a. Außer diesen Haustieren haben sich aber auch noch
andere Gäste in Haus und Hof eingefunden. Storch und Schwalbe weilen nur im
Sommer hier, im Winter aber findet sich die Nebelkrähe aus dem Norden auf unseren
Höfen ein. Die Schleiereule sucht ihren Schlupfwinkel auf dem Boden, und unterm
Holzhaufen lauert der Iltis. Aber auch in Kammer und Stube dringen ungebetene Gäste
ein, vor allem Mäuse und Ratten. Selbst das Gebälk und die Möbel sind nicht sicher vor
Eindringlingen. In ihnen wohnen nicht selten die verderblichen Holzkäfer, zu denen auch
die Totenuhr gehört.
102. Die Hauskatze.
1. Auf der Mäufejagd. Der Körperbau der Katze hängt aufs engste mit
ihrer Ernährung zusammen. Das zeigt sich besonders beim Mäusefange. Das
Mäuschen ist äußerst feinhörig, und bei dem geringsten Geräusche huscht es in
sein Loch. Die Katze aber weiß es dennoch zu überlisten. Sie kommt, da sie
beim Gehen nur mit den weichbehaarten Ballen ihrer Zehenspitzen den Boden
berührt, so leise, „wie auf Filzsocken“ angeschlichen, so daß das Mäuschen nicht
eher etwas davon merkt, als bis es zu spät ist. Dazu kommt noch, daß die
Katze sehr gut springen kann. Die langen Hinterbeine sind geknickt und werden
zum Sprunge gestreckt. (S. 62.) Das Rückgrat ist sehr elastisch. (Katzenbuckel.)
In einiger Entfernung von dem Mauseloche legt sie sich auf die Lauer, und so-
bald sich das Mäuschen hervorwagt, springt sie zu, und das Tierchen ist ge-
fangen. Die Krallen halten das zappelnde Tier so fest, daß an ein Entrinnen
nicht zu denken ist. Sie sind hakenförmig gebogen, sehr spitz und — damit sie
sich beim Gehen nicht abnutzen — in eine Scheide zurückziehbar. Im Nu hat
das starke Gebiß Kopf und Rückgrat zermalmt, und dann trägt die Katze ihr
Opfer in ihr Versteck.