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den letzten 10 Jahren um 24 % gestiegen. Als beste gilt die Schweizer Saanen-
ziege (v. d. Fluß Saane im Bernerlande). Sie hat keine Hörner. Das ist ein
Vorzug, da sie als Haustier keine Waffe braucht, mit der sie leicht Schaden an-
richten kann, und da die Kraft, welche zur Hervorbringung von Hörnern nötig
ist, besser auf Fleisch= und Milcherzeugung verwendet wird.
3. Vergleich von Ziege und Schaf. Wilde Ziegen und Wildschafe haben
in ihrem Körperbau so viel Übereinstimmendes, daß sie zu einer einzigen Tier-
gruppe vereinigt werden, die man Böcke nennt. Alle sind gras-, kraut= und
laubfressende Bergbewohner und haben zum Klettern und Springen einen
kurzen, stämmigen Leib auf kräftigen Beinen und feste, zangenartige Hufe, zum
Wachen scharfe Sinne, zur Verteidigung starke Hörner auf festem Schädel und
starkem Hals, zum Schutz gegen Kälte reiches Haar. Doch steigen die Ziegen
höher als die Schafe; daraus erklärt sich, daß ihr Huf hinten höher, ihre Nase
mehr vorgeschoben, ihr Horn seitlich zusammengedrückt, höher gerichtet, mehr
wulstig ist.
Bei den Haustieren sind die Unterschiede gesteigert. Das Hochgebirgstier
hat noch heute ein unruhiges, selbständiges Wesen, während das Mittelgebirgs-
tier seine Selbständigkeit ganz verloren hat, ein Sinnbild der Geduld und
Dummheit geworden ist. Wolle und Fleisch des Schafes sind Gegenstand des
Großhandels, Ziegenmilch ist Nahrung im Haushalt; darum wird Schafzucht
auf großen Gütern, Ziegenzucht im Kleinbesitz getrieben, darum gibt es auch
viel mehr Schafe als Ziegen. In Europa neben 20 Millionen Ziegen über 200
Millionen Schafe. Bei uns nimmt die Zahl der Schafe ab, die der Ziegen zu.
100 v. Der Iltis.
1. Wohnung. Der Iltis oder Ratz ist ein rechter Räuber. Darum schlägt
er auch seine Wohnung da auf, wo es am meisten für ihn zu rauben gibt. Da
er junge Häschen, Feldmäuse und Frösche besonders liebt, so zieht er im
Sommer aufs Feld. Hier wohnt er in einer Erdhöhle. Um eine Wohnung zu
erlangen, würgt er einen Hamster oder ein Kaninchen und nimmt dann von
dessen Wohnung Besitz. Sobald gegen den Winter die Nahrung auf dem Felde
ausgeht, kommt er in die Nähe menschlicher Wohnungen. Klettern — wie sein
Vetter, der blutdürstige Marder — tut er nicht gern. Er kriecht deshalb in einen
Holz= oder Steinhaufen und richtet sich dort wohnlich ein. Am Tage schläft er
sehr fest. („Er schläft wie ein Ratz.“) Abends dagegen geht er auf Raub aus.
Bei seiner dunkeln Farbe — unten schwarzbraun, oben kastanienbraun — ist er
im Dunkel der Nacht schwer zu erkennen. Sein Balg wird des übeln Geruchs
wegen nur mit 2—6 .& bezahlt.
2. Körperbau und Raubgier. Der Iltis ist so recht zum Beschleichen der
Beute eingerichtet. Er besitzt einen geschmeidigen Körper, mit dem er sich durch
enge Offnungen hindurchwinden kann; doch erscheint er gedrungener als Marder
und Wiesel. Er mordet alles, was ihm in den Weg kommt. Frösche scheinen
seine Lieblingsspeise zu sein. Er fängt sie in großer Zahl, zerbeißt ihnen die
Beine und trägt sie dann in seine Wohnung, wo die armen Krüppel oft noch
tagelang leben. Dem Landmanne ist er besonders wegen seiner nächtlichen Be-