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schiedene Marken, deren eine die Mark Meißen war. Ein Markgraf nahm in Meißen
seinen Sitz und regierte nun als höchster kaiserlicher Beamter im Lande. Es wurden
viele feste Plätze (Burgwarten) angelegt und mit deutschen Lehnsleuten besiedelt.
Sie sollten die unruhige wendische Bevölkerung im Zaume halten.
4. Das Bistum Meißen. In jeder der neuen Marken, auch in Meißen, gründete
Otto der Große ein Bistum. So zog also auch ein Bischof hier ein, dem die Auf-
gabe zufiel, die Wenden zu Christen zu bekehren. Aber sehr schwer und nur ganz
allmählich fand das Christentum bei ihnen Eingang.
5. Der Slawenaufstand. Zehn Jahre war Otto der Große tot — sein Nach-
folger befand sich in Italien —, da brach ein furchtbarer Aufstand in den slawischen
Marken aus. Die Deutschen in den Gebieten ostwärts der Elbe wurden vertrieben
oder ermordet und die christlichen Kirchen niedergebrannt. Sogar Meißen ging
wieder verloren. Doch gelang es dem tapfern Markgrafen Ekkehard, es zurück-
zuerobern. Einer neuen Belagerung durch die Polen widerstand es glücklich.
Später wurde auch die Lausitz wieder deutscher Besitz.
Als endlich wieder Ruhe geworden war, zogen aufs neue deutsche Ansiedler
ins Land. Sie wurden die Herren, die Wenden die Knechte. Eine Vermischung
der beiden Völker trat nicht ein, dazu war der Gegensatz zwischen ihnen zu groß.
Allmählich sind dann die Wenden ausgestorben. Nur in der Lausitz hat sich der schon
erwähnte Rest bis heute erhalten.
VI. Dapit und Kaiser.
1. Gregor VII.
1. Abhängigkeit des Papstes vom Kaiser. Seit den Zeiten Karls des Großen
besaß das deutsche Königtum mehrere Jahrhunderte hindurch dem Papste gegen-
über die herrschende Stellung. Ganz nach Belieben besetzten die Könige die Bischofs-
stühle und Abteien im Reiche. Die Bischöfe und Abte waren nicht nur geistliche,
sondern zugleich weltliche Fürsten. Bei ihrem Amtsantritt verlieh ihnen der König
Ring und Stab, die Zeichen ihrer Würde. Auch waren die Könige zur Besetzung
des päpstlichen Stuhles berechtigt, und in Zeiten der Not standen sie dem Papste
treu zur Seite, um ihn gegen feindliche Angriffe zu schützen. Jeder neugewählte
Papst mußte sogar für sein weltliches Gebiet dem Könige der Deutschen den Eid
der Treue schwören. Diese Abhängigkeit des Papstes von den deutschen Königen
war in zwei Dingen begründet: in der Kraft des deutschen Königtums und in der
Schwäche des päpstlichen Stuhles. Die Schwäche entsprang der Sittenverderbnis
des päpstlichen Hofes und der römischen Geistlichkeit.
2. Das Wachsen der kirchlichen Macht. Als das erste Jahrtausend seinem Ende
nahte, glaubte man allgemein, daß der Untergang der Welt bevorstehe. Dadurch
wurde ein ernster, religiöser Sinn geweckt, der sich besonders in Bußübungen und
strenger Zucht äußerte. Auch die Geistlichkeit, besonders in den Klöstern, wurde
von diesem Streben ergriffen. Man hielt darauf, daß die Geistlichen sich eines ehr-
baren Lebens befleißigten und sich ganz und gar dem Dienst der Kirche weihten.
Immer strenger wurde darum auch die Forderung, daß die Priester ehelos bleiben
sollten, damit sie, frei von allen Familienbanden, der Kirche unbedingt gehorsam
wären. Auch sollten die geistlichen Stellen nicht mehr von weltlichen Fürsten be-