Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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im Garten schon öfter halb verweste Blätter, Strohhälmchen, Federn u. dgl. 
aufgepflanzt gesehen. Fast scheint es, als hätten kleine Kinder sie beim Spiele 
gepflanzt, und doch hat es kein anderer getan als — der Regenwurm. Dieser 
zieht nämlich die Blätter in seine Röhrenmündungen, um sie dort zu ver ehren. 
Er verspeist sie aber nicht sofort, sondern befeuchtet sie am unteren Ende erst 
durch Erbrechen mit einer scharfen Flüssigkeit, wodurch der untere Teil zersetzt 
wird und so desto schneller in Fäulnis übergeht; denn nur verweste Pflanzen- 
teile frißt der Regenwurm. Dem Gärtner spielt er durch seine Pflanzlust oft 
einen recht ärgerlichen Streich. Hat jener Kohl, Blumen usw. gepflanzt, so sieht 
er zuweilen am anderen Morgen mit Verwunderung, wie einige seiner Pflanzen 
an einer ganz anderen Stelle eingepflanzt sind und zwar — mit der Wurzel 
nach oben. Das hat der Regenwurm getan. 
4. Der Nutzen des Regenwurms für den Acker= und Waldbau ist groß. Ein 
großer Teil der Humuserde geht im Laufe von wenigen Jahren durch den 
Magen der zahllosen Regenwürmer. Man hat deren schon an 130000 auf 1 ha 
Land gefunden. Dadurch wird die Erde mürbe gemacht, was unten lag, wird 
nach oben gebracht und so der Acker gleichsam durchgepflügt. Durch das fort- 
währende Bohren wird ferner die Erde durchlöchert und der Luft und dem 
Wasser der Zutritt in die Erde erleichtert. Alles dies erhöht die Fruchtbarkeit des 
Bodens und ermöglicht in dichtem Tonboden erst den Wald- und Ackerdau. 
123. Schlußbetrachtung. 
1. Der Winter ist ein böser Gast für die Tiere. Jedes muß sich burchzuschlagen 
suchen, so gut es eben geht. Der Maulwurf verlegt sein Jagdgebiet jetzt tiefer in die 
Erde, weil die Engerlinge und Regenwürmer sich der Wärme halber tiefer in die Erde 
zurückgezogen haben. Der Rabe kommt im Winter auf den Hof, weil auf dem Felde 
alles verschneit ist. Der scheue Hafe wagt sich bis in die Kohlgärten, und die Meise 
klopft selost an die Bienenstöcke, um die Bewohner hervorzulocken. Vielen hilft ein an- 
geborener Naturtrieb über die Gefahren des Winters hinweg. So ziehen die Zugvögel 
bei Beginn des Winters in andere Länder, wo es warm ist und das Futter nicht fehlt. 
Manchen Tieren hilft der Schöpfer dadurch, daß er sie in einen Winterschlaf fallen läßt, 
wie z. B. den Igel. 
2. Auch in der Pflanzenwelt können wir Gottes Wunder schauen. Viele der Blumen 
halten gewissermaßen auch nur einen Winterschlaf. Ihre Blätter sind zwar dahin, aber 
ihre Wurzelstöcke, Zwiebeln und Knollen ruhen in der Erde. In ihnen schläft das zu- 
künftige Pflänzchen, bis es von der nächsten Frühlingssonne wachgerufen wird. Die Obst- 
bäume sind längst ihres Blätterschmuckes beraubt, aber in den Knospen liegen wohlver- 
wahrt schon wieder Blätter und Blüten des nächsten Frühlings. Von dem Safte, der im 
Sommer Wurzelstöcke, Zwiebeln, Bäume ufs#. erfüllte, merkt man nichts mehr. Er ver- 
wandelt sich im Herbste in schneeweiße, winzig kleine Stärkemehlkörner. Diese liegen bei 
den Bäumen größtenteils im Holz. Im Februar verwandelt sich das Stärkemehl in 
zuckersüßen Saft, der als erste Nahrung das Schwellen der Knospen und das Wachsen 
der Blätter bewirkt. 
Einige Klallen und Ordnungen ber Tiere. I. Säugetiere (S. 97). J. Insekten- 
kresser. (Zur Vergleichung: Maulwurf [S. 991, Igel, Spiymaus.) Das Gebiß ist voll- 
ständig und der Nahrung entsprechend, ähnlich dem der insektenfressenden Fledermäuse 
(Backenzähne also spighöckerig). Da sie ihre Nahrung vielfach in der Erde finden, so
	        
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