— 33 — 1
wurden die Sachsen besiegt. Aber Heinrich mißbrauchte in törichter Verblendung
seinen Sieg. Denn er ließ sofort die im Sachsenlande zerstörten Burgen wieder
herrichten, nahm viele vornehme Sachsen gefangen und zog ihre Güter ein. Auch
gab er die gefangenen Bischöfe nicht frei, obgleich Papst Gregor VII. solches von
ihm forderte; dadurch schuf er sich in diesem einen neuen, sehr mächtigen Feind.
4. Heinrich im Bann. Heinrich besetzte, wie das bisher üblich gewesen war,
deutsche und italienische Bistümer. Da erschien ein Gesandter des Papstes bei
Heinrich und verlangte von diesem, daß er die durch Simonie in ihre Stelle gelangten
Bischöfe absetze und sich fortan der Belehnung der Bischöfe vollständig enthalte.
Dazu kam noch, daß Heinrich von den Sachsen eines lasterhaften Lebenswandels
angeklagt war. Der Papst drohte ihm deshalb, daß er ihn in den Bann tun werde,
wenn er nicht „bis zur nächsten Fastensynode“" (einem geistlichen Gerichte) Beweise
seiner Sinnesänderung gegeben habe. Empört über solche Anmaßung, ließ Heinrich
den Papst auf einer Versammlung von 26 deutschen Bischöfen in Worms absetzen
und schrieb „an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch“: „Steige
herab, verlaß den angemaßten apostolischen Stuhl!“ Aber der Papst schreckte vor
den Drohungen Heinrichs nicht zurück. Im Gegenteil, er tat, was noch kein Papst
vor ihm gewagt hatte: er sprach über den König den Bann aus und entband
alle seine Untertanen von dem Eide der Treue. Anfangs lachte Heinrich darüber.
Den Herzögen aber war die Absetzung des Kaisers sehr willkommen, und auch von
den Bischöfen stellte sich einer nach dem anderen auf die Seite des Papstes. Bald
erklärten die deutschen Fürsten, sie würden einen anderen König wählen, wenn
Heinrich nicht binnen Jahresfrist vom Banne gelöst sei. Sie luden den Papst zum
Frühjahre nach Augsburg ein, damit er die deutsche Angelegenheit regele. Das
war dem Papst ganz nach dem Sinn. Heinrich aber hätte wahrscheinlich seinen
Thron verloren.
5. Reise nach Italien. In dieser gefährlichen Lage überraschte Heinrich seine
Gegner durch einen wohl überlegten Entschluß: er wollte als Büßer nach Italien
ziehen und sich als sündiger Mensch vor dem Priester demütigen. Dann durfte ihm
der Papst die Lösung vom Banne nicht versagen. Damit war auch der Bund der
beiden mächtigen Feinde gesprengt und den Fürsten der Grund zu einem Abfall
genommen. Im Winter des Jahres 1077 trat er mit seiner Gemahlin, seinem drei-
jährigen Söhnlein und einem kleinen Gefolge die harte Reise über die Alpen an.
Die süddeutschen Fürsten wollten die Absicht des Königs vereiteln und ihn nicht durch-
lassen. Er mußte den Umweg über den Mont Cenis machen. Das war ein furchtbarer Weg.
Es herrschte ein besonders strenger Winter. Die Pfade lagen unter tiesem Schnee verborgen.
Die Männer krochen auf Händen und Füßen und waren in beständiger Angst, in den gähnenden
Abgrund hinabzurollen. Die Königin und ihre Frauen wurden in Rinderhäute gewickelt
und so von den Führern hinabgezogen. Zum Tode erschöpft kamen die Reisenden in der
Ebene an.
6. Heinrich in Kanossa. Gregor, der schon auf der Reise nach Deutschland
war, erschrak, als er von des Königs Ankunft hörte. E fürchtete nämlich, Heinrich
käme, um sich zu rächen. Daher floh er zu seiner Sicherheit in das feste Schloß
Kanossa, das der Gräfin Mathilde von Toskana gehörte. Hierher kam Heimrich
als Büßer. Mathilde empfing ihn vor der Burg, eilte dann zurück zum Papst, um
ihn zu bewegen, den Bußfertigen vor sich zu lassen. Im härenen Gewande, barfuß
im Schnee stehend, harrte Heinrich auf den Bescheid. Der Papst sah seine Pläne
Geschichte für sächsische Schulen. 3