Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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wurden die Sachsen besiegt. Aber Heinrich mißbrauchte in törichter Verblendung 
seinen Sieg. Denn er ließ sofort die im Sachsenlande zerstörten Burgen wieder 
herrichten, nahm viele vornehme Sachsen gefangen und zog ihre Güter ein. Auch 
gab er die gefangenen Bischöfe nicht frei, obgleich Papst Gregor VII. solches von 
ihm forderte; dadurch schuf er sich in diesem einen neuen, sehr mächtigen Feind. 
4. Heinrich im Bann. Heinrich besetzte, wie das bisher üblich gewesen war, 
deutsche und italienische Bistümer. Da erschien ein Gesandter des Papstes bei 
Heinrich und verlangte von diesem, daß er die durch Simonie in ihre Stelle gelangten 
Bischöfe absetze und sich fortan der Belehnung der Bischöfe vollständig enthalte. 
Dazu kam noch, daß Heinrich von den Sachsen eines lasterhaften Lebenswandels 
angeklagt war. Der Papst drohte ihm deshalb, daß er ihn in den Bann tun werde, 
wenn er nicht „bis zur nächsten Fastensynode“" (einem geistlichen Gerichte) Beweise 
seiner Sinnesänderung gegeben habe. Empört über solche Anmaßung, ließ Heinrich 
den Papst auf einer Versammlung von 26 deutschen Bischöfen in Worms absetzen 
und schrieb „an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch“: „Steige 
herab, verlaß den angemaßten apostolischen Stuhl!“ Aber der Papst schreckte vor 
den Drohungen Heinrichs nicht zurück. Im Gegenteil, er tat, was noch kein Papst 
vor ihm gewagt hatte: er sprach über den König den Bann aus und entband 
alle seine Untertanen von dem Eide der Treue. Anfangs lachte Heinrich darüber. 
Den Herzögen aber war die Absetzung des Kaisers sehr willkommen, und auch von 
den Bischöfen stellte sich einer nach dem anderen auf die Seite des Papstes. Bald 
erklärten die deutschen Fürsten, sie würden einen anderen König wählen, wenn 
Heinrich nicht binnen Jahresfrist vom Banne gelöst sei. Sie luden den Papst zum 
Frühjahre nach Augsburg ein, damit er die deutsche Angelegenheit regele. Das 
war dem Papst ganz nach dem Sinn. Heinrich aber hätte wahrscheinlich seinen 
Thron verloren. 
5. Reise nach Italien. In dieser gefährlichen Lage überraschte Heinrich seine 
Gegner durch einen wohl überlegten Entschluß: er wollte als Büßer nach Italien 
ziehen und sich als sündiger Mensch vor dem Priester demütigen. Dann durfte ihm 
der Papst die Lösung vom Banne nicht versagen. Damit war auch der Bund der 
beiden mächtigen Feinde gesprengt und den Fürsten der Grund zu einem Abfall 
genommen. Im Winter des Jahres 1077 trat er mit seiner Gemahlin, seinem drei- 
jährigen Söhnlein und einem kleinen Gefolge die harte Reise über die Alpen an. 
Die süddeutschen Fürsten wollten die Absicht des Königs vereiteln und ihn nicht durch- 
lassen. Er mußte den Umweg über den Mont Cenis machen. Das war ein furchtbarer Weg. 
Es herrschte ein besonders strenger Winter. Die Pfade lagen unter tiesem Schnee verborgen. 
Die Männer krochen auf Händen und Füßen und waren in beständiger Angst, in den gähnenden 
Abgrund hinabzurollen. Die Königin und ihre Frauen wurden in Rinderhäute gewickelt 
und so von den Führern hinabgezogen. Zum Tode erschöpft kamen die Reisenden in der 
Ebene an. 
6. Heinrich in Kanossa. Gregor, der schon auf der Reise nach Deutschland 
war, erschrak, als er von des Königs Ankunft hörte. E fürchtete nämlich, Heinrich 
käme, um sich zu rächen. Daher floh er zu seiner Sicherheit in das feste Schloß 
Kanossa, das der Gräfin Mathilde von Toskana gehörte. Hierher kam Heimrich 
als Büßer. Mathilde empfing ihn vor der Burg, eilte dann zurück zum Papst, um 
ihn zu bewegen, den Bußfertigen vor sich zu lassen. Im härenen Gewande, barfuß 
im Schnee stehend, harrte Heinrich auf den Bescheid. Der Papst sah seine Pläne 
Geschichte für sächsische Schulen. 3
	        
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