Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

— 126 — III 
die Teiche zugefroren, so haut man Löcher in die Eisdecke, um den Karpfen Luft 
zuzuführen. (S. 120.) 
137. Der Vlubaal. 
1. Aalbrut. Am Grunde unserer Flüsse und Seen leben Aalmännchen und 
Aalweibchen; sind sie ausgewachsen, so wandern sie ins Meer. Auf der Reise 
werden sie heller und bekommen viel größere Augen: der Fisch wandelt sich 
zum Tiefseefisch um. Nur in großen Meerestiefen (über 1000 m) laicht das 
Weibchen. Aus den Eiern werden 6—7 em lange Larven, die einem Oleander- 
blatte ähneln. Die Brut hält sich in großer Tiefe auf, weshalb es selten glückt, 
sie zu fangen. Im Laufe eines Jahres wandelt sich die blattähnliche Larve in 
einen 10 em langen wurmartigen Aal um. 
2. Wanderung. In den Nächten vom Februar bis Mai steigen die Alchen 
in großen Mengen in den Flüssen Europas, Afrikas, Asiens, Ostamerikas 
empor. Bei Pisa wurden einmal in fünf Stunden drei Millionen Pfund, bei 
Rendsburg in kurzer Zeit 50 Eimer gefangen. Beim Schöpfen hatte man 
mehr Aale als Wasser im Gefäß. In Italien und Frankreich ißt man die 
jungen Aale wie Eierkuchen in der Pfanne gebacken. Wehre und Wasserfälle 
überwinden die Alchen; so hält sie der Rheinfall bei Schaffhausen nicht ab. 
Weil aber doch viele den Anstrengungen erliegen, hat man Aalleitern angelegt. 
Das sind Wasserrinnen, die mit groben Kieseln, feinem Astwerk und Moos belegt 
sind. Die Aale gelangen bis in die entlegensten Gewässer. Ob sie auch über Land 
gehen, ist nicht sicher. Unmöglich ist es nicht, da der Aal seine Kiemenspalten 
so fest verschließen kann, daß er tagelang außerhalb des Wassers zu leben vermag. 
Auch gleitet er auf feuchter Erde wie eine Schlange vorwärts. Dagegen ist 
beobachtet worden, daß Aale in austrocknenden Teichen umkommen, ohne den auch 
noch so kurzen Weg zum rettenden Wasser anzutreten, andererseits auch, daß sie 
in frostfreier Tiefe im Schlamm eines trockengelegten Teiches überwinterten. 
3. Nutzsisch. Der Aal frißt Würmer, Kerbtiere, Krebse, Fische, Frösche, 
besonders auch Aas. Da er mit seinem schlangenförmigen Leibe und spitzen 
Kopfe alle Löcher im Grunde und am Ufer durchsuchen, mit seinen fleischigen 
Lippen Kleintiere leicht fassen, und den Fraß mit seinen kleinen Zähnen gut 
zerreiben kann, nährt er sich reichlich. Schon im ersten Sommer wird er 
25 em, in fünf Jahren bis über 1 m lang und an 6 kg schwer. Sein Fleisch 
ist äußerst wohlschmeckend und wird teuer bezahlt. Als Zuchtfisch wie der 
Karpfen eignet er sich nicht, weil er schwer zu fangen ist. Man erbeutet ihn 
mittelst Angelhaken und in Aalkörben. 
18. Der Flubßkrebs. 
1. Aufenthalt, Körperbau, Nahrung, Eier. Der Flußkrebs lebt in langsam 
fließenden, kalkhaltigen Gewässern. Kalk ist nötig für den Panzer Obgleich von 
Kopf bis zu Fuß stark bepanzert, hält er sich aus Turcht voseinen-Feinden 
(Aal, Fischotter u. a.) am Tage doch in Ujerlächern, unter Steinen oder Baum- 
wurzeln verborgen. „Da sitzt er vor der Tür seiner Wohnung und lauert 
hungrig, wie er immer ist, auf Beute. Droht eine Gefahr — ein paar Schläge 
mit dem Schwimmschwanze, und rasch wie ein Pfeil verschwindet er rückwärte 
in seiner Höhle. 12 hervor. Aber sieh, i#
	        
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