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3. Fang. Früher glaubte man, daß das Nördliche Eismeer die Heimat des
Herings sei, von wo aus er alle Jahre eine Reise in die Nord= und Ostsee
anträte. Jetzt weiß man, daß er sich an den tiefsten Stellen der Nord= und
Ostsee selbst aufhält und nur zur Laichzeit an die Küsten kommt, um hier
Nahrung zu suchen und seine Eier abzusetzen. Der See= oder Herbsthering laicht
von Juli bis Dezember, der Küsten- oder Frühjahrshering von Januar bis März.
Der wichtigste Herbsthering ist der schottische, der bedeutsamste Frühjahrshering
der norwegische. In regelmäßigen, keilförmigen Zügen rücken die Heringe an.
Zahlreiche Fischfresser, wie Delphine, Heringshaie, Dorsche, Möwen u. a., be-
gleiten die oft 20 km langen und 15 km breiten Heringszüge. Die Fischer fahren
Heringsfang.
Nach dem Geographischen Wandbilde aus dem Verlage von Leutert & Schneidewind in Dresden.
ihre 100—200 Schritt langen Zugnetze des Abends bei Laternenschein ins Meer
hinaus und winden sie am nächsten Morgen wieder empor. Auch werden die
Heringe in großen Reusen und in senkrecht hängenden Netzwänden gefangen.
In den Netzwänden bleiben sie in den Maschen, deren Größe polizeilich vor-
geschrieben ist, mit den Kiemendeckeln hängen. In manchen Jahren erscheinen die
Heringe in so dichten Zügen, daß sie sich wie eine Wand (Heringsbank) zusammen-
schieben und die Bote aus dem Wasser emporheben. Dann fängt man sie mit
Schaufeln oder sperrt ganze Buchten, in die sie eingedrungen sind, mit einem Netze
ab und holt sie nach und nach alle heraus, oft viele hundert Tonnen voll.
4. Einpökeln. Die gefangenen Heringe werden sogleich nach einer Küsten-
stadt, z. B. Bergen, gebracht und dort eingepökelt. In großen Buden sitzen dort
Frauen und Kinder, schneiden ihnen die Kehle auf und nehmen Kiemen und