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ersetzt es ihm die Kuh, mit seinem Haar das wollige Schaf und mit seiner
Kraft das Pferd. Die Gestalt ist ziemlich häßlich. Der lange Hals trägt einen
kleinen Schafskopf. Der Leib wird durch den hohen Höcker und die eingezogenen
Weichen entstellt. Die Farbe ist die der Wüste: licht sandfarben, grau, braun
oder schwarz.
2. Wüstenschiff. Je weniger die Natur für die Schönheit des Kamels sorgte,
desto mehr tat sie für die Zweckmäßigkeit seines Körpers. Ohne das Kamel
würden die weiten Wüsten unseres Erdballes gar nicht zu durchreisen sein. Nicht
mit Unrecht nennt man es das „Schiff der Wüste“. Körperbau und Nahrung
befähigen es zu solchen Reisen durch die Wüste.
a) Körperbau. Wunderbar, daß gerade diejenigen Körperteile, die das
Kamel am meisten verunstalten, ihm beim „Durchschiffen des sandigen Wüsten-
meers“ von größtem Nutzen sind. So ist z. B. der häßliche Höcker eine Vorrats-
kammer, worin sich Fett ansammelt, das in Hungerzeiten dem Blute als Nähr-
stoff zugeführt wird. Daher schwindet auch der Höcker bei dürftiger Nahrung
allmählich dahin, schwillt aber auf fetter Weide erstaunlich schnell wieder an.
"!nl Anch die breiten Füße sind
« wie geschaffen für die
Wüste. Das Kamel tritt
mit den drei Zehengliedern
auf; die beiden Zehen an
jedem Fuße sind nämlich
auf der unteren Seite mit
einer dicken, lederartigen
Sohle bekleidet, die diese
Zehen fast bis ans Ende
verbindet und so das zu
tiefe Einschneiden in den
glühend heißen Wüstensand
. verhindert. Ebenso kom-
as Kamel. men dem Kamele die
Hornschwielen an der Brust
und an den Gelenken der Beine vorzüglich zustatten. Soll es nämlich beladen
werden, so kniet es nieder; es vermag dann mit Leichtigkeit wieder aufzustehen,
da es sich mit den Schwielen bequem aufstemmen kann. Nützlich wird das
Kamel bei seinen Wüstenwanderungen besonders durch die gewaltige Kraft, die
es beim Tragen der Lasten zeigt. Ein Lastkamel legt (mit 140—150 kg) täglich
50—70 km zurück, ein Reitkamel sogar 150 km. Viele Pfleger des Kamels klagen
über seine Dummheit, Feigheit, Widerspenstigkeit, Bosheit und Heimtücke.
b) Nahrung. Es gibt kein Tier, das dem Kamele an Genügsamkeit gleich-
kommt. Zwar frißt es mit Vorliebe grünes Laub und frisches Gras. Auf der
Reise durch die Wüste aber begnügt es sich mit Disteln und stachelichten Dorn-
gewächsen, wie sie ihm der dürre Sand bietet. Sein Gaumen ist auch so hart,
daß es selbst die schärfsten Dornen ohne Beschwerde hinunterwürgen kann. Hat
es sich einmal ordentlich satt gefressen, dann kann es 24 Stunden lang fasten.
Dazu kommt ferner, daß das Kamel 2—3, das Reitkamel des Ostsudan 4—5