Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

— 161 — III 
15. Der Geruch. Das Werkzeug des Geruchs ist die Nase. Sie wird aus 
einer knorpeligen Masse gebildet, die sich an das Nasenbein anlegt und durch die 
Nasenscheidewand in zwei Höhlen geteilt ist. Diese Höhlen öffnen sich nach 
hinten in die Rachenhöhle, und von hier aus gelangt die durch die Nase ein- 
geakmete Luft in die Luftröhre. Das Atmen mit der Nue mt dem mit dem 
Mere aidchieden vorzuzzehen, da die gust beim Durchgange duch die Ause 
nicht nur etwas erwärmt, sondern auch von schädlichen Beimischungen teilweise 
befreit wird. Im Innern ist die Nase mit einer schleimigen Haut überzogen, 
deren oberster Teil den Namen Riechhaut führt. In dieser liegen die Geruchs- 
nerven, die den Geruch dem Gehirn übermitteln. Die Riechhaut sondert stets 
Schleim ab, der die riechenden Teilchen aufs innigste mit der Haut verbindet. 
Mit trockener Nase kann man daher nicht gut riechen, ebenso auch nicht, wenn 
die Luft sehr kalt oder sehr heiß und trocken ist. In feuchtwarmer Luft nimmt 
man die Gerüche am besten wahr. Bei den meisten Menschen ist der Geruchs- 
sinn nur wenig ausgebildet. Einige wilde Völkerstämme machen jedoch hiervon 
eine Ausnahme. So riechen z. B. die Indianer Nordamerikas den Rauch einer 
Brandstätte viele Meilen weit, und die Eingeborenen Australiens verfolgen die 
Spur eines entflohenen Räubers wie Spürhunde, so daß sich die englische 
Regierung dieser Leute daselbst als Polizisten bedient. 
16. Pflege des Geruchsfinnes. Kinder haben nicht selten die Unart an 
sich, mit dem Finger in der Nase zu bohren oder fremde Körper in die Nase 
zu stecken. Beides schadet der Nase. Durch Erkältung oder durch Einatmen 
staubiger Luft zieht man sich leicht den Schnupfen zu. Dieser besteht in einer 
Entzündung der Schleimhaut, die durch einen Spaltpilz hervorgerufen wird. 
Dabei schwillt die Nase etwas an, es stellt sich häufiges Niesen, Kopfschmerz, 
Schwindel, Tränen der Augen usw. ein, und eine wässerige Feuchtigkeit sondert 
sich ab. Die besten Mittel, die man beim gewöhnlichen Schnupfen anwendet, 
sind: Schutz vor Kälte und Einatmen reiner Luft. Bei heftigem Schnupfen 
ziehe man Wasserdämpfe in die Nase ein. Auch schütze man die Lippen und 
Nasenlöcher durch Bestreichen mit Talg oder Mandelöl vor dem Wundwerden. 
Bei anhaltendem Schnupfen (Stockschnupfen), wobei sich oft schmerzhafte Ge- 
schwüre in der Nase bilden, ziehe man den Arzt zu Rate. 
17. Der Geschmack. Das Werkzeug des Geschmacks ist die Zunge. Sie 
ist an der Oberseite mit einer dicken Schleimhaut überzogen, die mit vielen 
kleinen Warzen besetzt ist. Diese stehen mit den Geschmacksnerven, die sich in 
der Zunge verzweigen, in Verbindung. Nur flüssige oder im Speichel aufgelöste 
feste Stoffe vermag die Zunge zu schmecken. 
18. Pflege des Geschmacksfinnes. Abgestumpft wird die Feinheit des 
Geschmackssinnes durch den häufigen Genuß zu scharf gewürzter Speisen, be- 
sonders aber durch zu vieles Tabakrauchen und durch Tabakkauen. Köche, Wein- 
reisende u. a. haben oft einen sehr feinen Geschmack und sind imstande, die 
verschiedensten Tee= und Weinsorten ganz genau zu unterscheiden. 
19. Das Gefühl. Der Gefühlssinn hat seinen Sitz in der Haut. Diese 
besteht aus drei Hauptschichten, der Oberhaut, der Lederhaut und der Fetthaut. 
Die Oberhaut ist ohne Gefühl und läßt sich ohne Schmerz in kleinen Schuppen 
von der Lederhaut ablösen. Sie besteht wiederum aus zwei Schichten, der- 
Realienbuch A. (III. Naturgeschichte.) 28. 71
	        
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