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b) Denkt man sich den Magnetstab aus unendlich vielen Molekularmagnetchen zu-
sammengesetzt, so kann man sich leicht vorstellen, daß Nord= und Südmagnetismus in
steter Folge wechseln müssen. Das Ende, wohin alle Nordpole gerichtet sind, ist der
Nordpol des Magnetstabes, das andere Ende der Südpol.
Nähert man ein Stück Eisen (Fig. 42, E 6) der Mitte des n S n & n#e#
Magnetstabes, so nimmt es die gleiche Lage gegen den Süd- m— —0□—
pol 28 und den Nordpol Zn der Moleküle ein. Die Wirkung 8 s 9
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dieser Moleküle wird daher aufgehoben, weshalb der Magnet= n
stab in der Mitte keine Anziehung ausübt. (S. 45, & 90c.) s
Nähert man dagegen das Eisen (E 5) dem Nordpole bes Fio. 42
Magnets, so ist es sämtlichen Nordpolen der Moleküle näher
als ihren Südpolen. Deshalb wird, da sich nur ungleichnamige Pole anziehen, der Süd-
magnetismus in das dem Nordpole des Magnetstabes zugekehrte Ende des Eisens (58)
gezogen, der Nordmagnetismus aber in das andere Ende (ön) gestoßen. So entstehen
die Pole.
VIII. Die Elektrizität.
95. Reibungselektrizität. Reibe eine vorher erwärmte Glasstange kräftig
mit einem Seiden= oder Wollappen! Hänge Teilchen der verschiedensten Körper
an Seidenfäden auf und nähere ihnen die geriebene Glasstange! Sie werden
angezogen, aber bald wieder abgestoßen. Halte die geriebene Stange über
kleine Kügelchen von Binsen- oder Holundermark auf Papier! Sie tanzen einen
Augenblick lebhaft auf und ab. Ahnliche Versuche lassen sich mit einer Siegellack-
stange oder mit Hartgummi anstellen, wenn diese Stoffe mit einem Wollappen
gerieben werden. Der beweglich aufgehängte geriebene Körper wird von ge-
näherten unelektrischen Körpern angezogen. Schon die Alten beobachteten diese
Erscheinung am Bemstein (Elektron, daher die Bezeichnung Elektrizität). Elektrische
und unelektrische Körper ziehen sich gegenseitig an. Nähert man der
geriebenen Glasstange einen Fingerknöchel, so springt ein im Dunkeln deutlich
sichtbarer, schwacher Funke leise knisternd aus der Glasstange gegen den nahen
Finger und verursacht in ihm ein schwaches Stechen. Zugleich macht sich ein
eigentümlicher (Ozon-)Geruch bemerkbar. Ein erwärmtes Blatt Papier, auf
trockenem Tisch mit dem Handballen gerieben, zeigt starke elektrische Erscheinungen.
96. Positive und negative Elektrizität. An einem seidenen Faden hängt
eine Kugel aus Holundermark. Berühre sie mit einer geriebenen Harz-- oder
Siegellackstange; die Kugel wird selbst elektrisch und vermag Papierstückchen u. dgl.
anzuziehen. Nähert man ihr jetzt abermals die Harzstange, so stößt diese die
Kugel ab, während eine geriebene Glasstange sie lebhaft anzieht. Hängt man
eine geriebene Hartgummistange in einer wagerechten Papphülse beweglich auf,
so wird sie durch einen anderen geriebenen Harzstab abgestoßen, durch einen
geriebenen Glasstab angezogen. Man unterscheidet deshalb Glas= und Harz-
elektrizität oder positive und negative Elektrizität. Aus obigem Versuche ergibt
sich das Gesetz: Gleichnamige Elektrizitäten stoßen einander ab, un-
gleichnamige ziehen einander an. Trotzdem man von zweierlei Elektrizitäten
redet, nimmt man jetzt an, daß es in Wirklichkeit nur eine gibt. Wir reden
auch von Wärme und Kälte, verstehen aber unter Kälte nur den Mangel an
Wärme. Ebenso faßt man die negative Elektrizität als die eigentliche elektrische
Kraft, die positive als Mangel an solcher auf. Der Nullpunkt ist der elektrische
Ladungszustand der Erde.