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flasche abgeschieden und durch eine Röhre in ein anderes Gefäß geleitet wird.
Tauche ein brennendes Licht in die Flasche mit Kohlensäure. Es erlischt. In
Kohlensäure brennt keine Flamme. Eingeatmet wirkt sie sehr schädlich.
b) Blase längere Zeit durch einen Strohhalm in ein Glas Wasser und
tauche dann blaues Lackmuspapier hinein! Es färbt sich ebenfalss schwach rot.
Die Luft, die wir ausatmen, ist nämlich zum Teil Kohlensäure. Das Wasser
saugt die Kohlensäure gierig ein, „verschluckt“ sie. Blase durch eine Glasröhre in
Kalkwasser! Es wird getrübt. Ein zuverlässiges Kennzeichen der Kohlensäure!
Kalkwasser gewinnt man, indem man Kalkmilch durch Fließpapier sickern läßt.
Da wir Kohlensäure ausatmen, so erklärt sich auch, wie in einem kleinen
Zimmer die Luft durch das Beisammensein vieler Menschen bald verdirbt.
JO.) Kohlensäure bildet sich außerdem bei Verwesung von tierischen und pflanz-
lichen Stoffen sowie bei Gärung. Dicht verschlossene Keller, in denen Wein
oder Bier gärt, darf man deshalb nicht betreten, ohne sie vorher zu lüften.
d) So gef fährlich es also ist, die Kohlensäure einzuatmen, so kann man sie
doch ohne Gefahr in den Magen bringen. Sie verleiht sogar dem Wasser
und Biere den frischen Geschmack. Beim Sauerbrunnen und Biere sehen
wir die Kohlensäure in Form von Perlen aufsteigen. Sobald Wasser und
Bier warm werden, verlieren sie fast alle Kohlensäure. Sie schmecken dann
abgestanden.
) Kohlensäure ist schwerer als atmosphärische Luft. Man kann sie deshalb
wie Wasser aus einem Glase ins andere gießen. Sie lagert daher in geschlossenen
Räumen auch auf dem Boden; namentlich sammelt sie sich oft in alten Brunnen
ohne Wasser an. Mancher, der hinabstieg, hat dort schon seinen Tod gefunden.
2—3 Atemzüge genügen zum Ersticken. Vorsichtsmaßregel: Man lasse ein Licht
an einer Schnur hinunter. Erlischt das Licht, so ist Gefahr vorhanden. Auch
in Bergwerken sammelt sich die Kohlensäure an. Der Bergmann nennt sie
„böse“ oder „stickende Wetter". Er erkennt sie am Verlöschen des Grubenlichts.
In der Hundsgrotte bei Neapel, in der Dunsthöhle bei Pyrmont und an anderen
Orten strömt sie aus der Erde. Sie lagert dort in einer so hohen Schicht, daß
ein und darin ersticken kann.
) Wie sich Wasserdampf durch Abkühlung in Wasser verwandelt, so läßt
sich berv Kohlensäure durch starke Abkühlung und Zusammenpressung in eine
Flüssigkeit verwandeln. Man nennt sie dann flüssige Kohlen säure. Sie wird
dem aus der Erde kommenden Mineralwasser entzogen, verflüssigt und in
Stahlflaschen verkauft. Bierwirte gebrauchen sie beim Bierzapfen statt Preßluft,
um das Bier aus dem Fasse im Keller in die Schankstube zu heben. Bier,
auf diese Weise verzapft, ist reich an Kohlensäure und hat einen erfrischenden
Geschmack.
I7. Kohlenoxydgas. a) Wenn das Ofenrohr geschlossen wird, bevor Holz und Kohlen
vollständig verbrannt sind, so können die Bewohner des Zimmers dadurch leicht den
Tod finden. Fehlt es nämlich bei der Verbrennung än der nötigen Zufuhr von Sauer-
stoff, so verglimmen die Brennstoffe sehr langsam, und es bildet sich das sehr giftige
Kohlenoxydgas, im gewöhnlichen Leben „Kohlendunst“ genannt. Um völlig zu verbrennen,
bedarf jedes Kohlenteilchen zwei Teile Sauerstoff. Es entsteht dann Kohlensäure. Bei
der Bildung des Kohlenoxyds hat sich nur ein Teil Sauerstoff mit der Kohle verbunden.
Namentlich wird dieses Gas häufig dadurch erzeligt, daß man, um den Luftzug abzu-