Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

IV — 68 — 
flasche abgeschieden und durch eine Röhre in ein anderes Gefäß geleitet wird. 
Tauche ein brennendes Licht in die Flasche mit Kohlensäure. Es erlischt. In 
Kohlensäure brennt keine Flamme. Eingeatmet wirkt sie sehr schädlich. 
b) Blase längere Zeit durch einen Strohhalm in ein Glas Wasser und 
tauche dann blaues Lackmuspapier hinein! Es färbt sich ebenfalss schwach rot. 
Die Luft, die wir ausatmen, ist nämlich zum Teil Kohlensäure. Das Wasser 
saugt die Kohlensäure gierig ein, „verschluckt“ sie. Blase durch eine Glasröhre in 
Kalkwasser! Es wird getrübt. Ein zuverlässiges Kennzeichen der Kohlensäure! 
Kalkwasser gewinnt man, indem man Kalkmilch durch Fließpapier sickern läßt. 
Da wir Kohlensäure ausatmen, so erklärt sich auch, wie in einem kleinen 
Zimmer die Luft durch das Beisammensein vieler Menschen bald verdirbt. 
JO.) Kohlensäure bildet sich außerdem bei Verwesung von tierischen und pflanz- 
lichen Stoffen sowie bei Gärung. Dicht verschlossene Keller, in denen Wein 
oder Bier gärt, darf man deshalb nicht betreten, ohne sie vorher zu lüften. 
d) So gef fährlich es also ist, die Kohlensäure einzuatmen, so kann man sie 
doch ohne Gefahr in den Magen bringen. Sie verleiht sogar dem Wasser 
und Biere den frischen Geschmack. Beim Sauerbrunnen und Biere sehen 
wir die Kohlensäure in Form von Perlen aufsteigen. Sobald Wasser und 
Bier warm werden, verlieren sie fast alle Kohlensäure. Sie schmecken dann 
abgestanden. 
) Kohlensäure ist schwerer als atmosphärische Luft. Man kann sie deshalb 
wie Wasser aus einem Glase ins andere gießen. Sie lagert daher in geschlossenen 
Räumen auch auf dem Boden; namentlich sammelt sie sich oft in alten Brunnen 
ohne Wasser an. Mancher, der hinabstieg, hat dort schon seinen Tod gefunden. 
2—3 Atemzüge genügen zum Ersticken. Vorsichtsmaßregel: Man lasse ein Licht 
an einer Schnur hinunter. Erlischt das Licht, so ist Gefahr vorhanden. Auch 
in Bergwerken sammelt sich die Kohlensäure an. Der Bergmann nennt sie 
„böse“ oder „stickende Wetter". Er erkennt sie am Verlöschen des Grubenlichts. 
In der Hundsgrotte bei Neapel, in der Dunsthöhle bei Pyrmont und an anderen 
Orten strömt sie aus der Erde. Sie lagert dort in einer so hohen Schicht, daß 
ein und darin ersticken kann. 
) Wie sich Wasserdampf durch Abkühlung in Wasser verwandelt, so läßt 
sich berv Kohlensäure durch starke Abkühlung und Zusammenpressung in eine 
Flüssigkeit verwandeln. Man nennt sie dann flüssige Kohlen säure. Sie wird 
dem aus der Erde kommenden Mineralwasser entzogen, verflüssigt und in 
Stahlflaschen verkauft. Bierwirte gebrauchen sie beim Bierzapfen statt Preßluft, 
um das Bier aus dem Fasse im Keller in die Schankstube zu heben. Bier, 
auf diese Weise verzapft, ist reich an Kohlensäure und hat einen erfrischenden 
Geschmack. 
I7. Kohlenoxydgas. a) Wenn das Ofenrohr geschlossen wird, bevor Holz und Kohlen 
vollständig verbrannt sind, so können die Bewohner des Zimmers dadurch leicht den 
Tod finden. Fehlt es nämlich bei der Verbrennung än der nötigen Zufuhr von Sauer- 
stoff, so verglimmen die Brennstoffe sehr langsam, und es bildet sich das sehr giftige 
Kohlenoxydgas, im gewöhnlichen Leben „Kohlendunst“ genannt. Um völlig zu verbrennen, 
bedarf jedes Kohlenteilchen zwei Teile Sauerstoff. Es entsteht dann Kohlensäure. Bei 
der Bildung des Kohlenoxyds hat sich nur ein Teil Sauerstoff mit der Kohle verbunden. 
Namentlich wird dieses Gas häufig dadurch erzeligt, daß man, um den Luftzug abzu-
	        
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