Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

— 71 — IV 
V. õi- und Barzminerallen: Steinsl, Bernitein. 
21. Eteinöl (Petroleum). a) Über die Entstehung des Steinöls weiß man 
nichts Bestimmtes. Da man aus Fett Petroleum herstellen kann, so neigt man 
vielfach der Ansicht zu, daß sich das Petroleum aus angehäuften Meertierleichen, 
Muscheln, Fischen usw., gebildet habe. Die noch mit dem Ol in den Gesteins- 
schichten eingeschlossenen Gase üben nicht selten auf das Petroleum einen ge- 
waltigen Druck aus. Daher kommt es auch, daß bei Anbohrungen zuweilen 
das Ol von selbst einige Tage oder Wochen lang herausströmt. In Amerika 
kam dieser Fall kurz nach der Entdeckung des Steinöls nicht selten vor. Die 
Besitzer der Quellen konnten gar nicht Fässer genug herbeischaffen und mußten 
das Ol laufen lassen, wohin es wollte. In den meisten Fällen wird jedoch das 
Petroleum durch Pumpen aus der Erde hervorgeholt. 
b) In größeren Mengen wurde das Steinöl zuerst in Amerika aufgefunden. 
Ein Bohrloch im Staate Pennsylvanien lieferte 1859 mit Anwendung einer 
kleinen Pumpe täglich 1600 1, später sogar 4000 1. UÜberall wurde nun in der 
Umgegend nach Petroleum gebohrt, und bald entlockte man der Erde reiche 
Schätze dieses bis dahin unbekannten Minerals. Wie kurz zuvor die Goldfelder 
Kaliforniens, so zogen jetzt die Olfelder die Menschen in großer Zahl herbei, und 
die Städte wuchsen wie Pilze aus der Erde. Auch an verschiedenen Stellen 
Deutschlands: Braunschweig, Holstein, Bayern, Lüneburger Heide usw. sind 
Petroleumquellen entdeckt, doch sind sie wenig ergiebig. Sehr große Vorräte 
von Steinöl hat man dagegen in Baku am Kaspischen Meer aufgefunden. 
Der Hauptbedarf wird aber immer noch durch amerikanisches Ol gedeckt. 
c) Das Steinöl sieht im rohen Zustande hell= oder dunkelbraun aus und 
bildet eine ziemlich dickflüssige Masse, die sehr stark riecht und sich leicht ent- 
zündet. Damit das Ol für unsere Lampen brauchbar werde, destilliert man es. 
Dabei verflüchtigen sich zunächst die leicht entzündbaren Stoffe, Petroleumäther 
und Benzin, dann Ligroin, das in den offenen Marktlampen gebrannt wird, 
darauf Putzöl, von 150° bis 300°% Brennöl oder Petroleum; dann folgen noch 
Schmieröl, Vaselin, Paraffin und ein asphaltartiger Rückstand. Das Petroleum 
ist jetzt wasserhell oder schwach gelb gefärbt und zeigt einen bläulichen Schimmer. 
Da es sich sehr leicht an einer Flamme entzündet, sei man mit der Anwendung 
des Petroleums vorsichtig. Besonders darf man das Feuer im Ofen niemals 
dadurch zum. Brennen bringen wollen, daß man aus einer Flasche Petroleum 
hineingießt. 
22. Bernstein. a) Der Bernstein kommt besonders an den Küsten der Ostsee 
vor. Dort hart man Rinden= und Holzstücke gefunden, an denen er festsaß wie 
Harz an der Kiefer. Auch findet man vielfach Stücke, in denen allerlei Tierlein, 
Mücken, Ameisen, Fliegen, Spinnen u. a., eingeschlossen sind. (Fig. 58.) Ebenso 
hat man Nadeln und Zapfen in ihnen eingeschlossen gefunden. Aus allen diesen 
Tatsachen hat man gefolgert, daß der Bernstein nichts weiter ist als Harz aus- 
gestorbener Nadelbäume. 
b) Zünde ein Stückchen Bernstein an! Es brennt leicht. Daher auch der 
Name Bernstein; denn bernen heißt soviel wie brennen, Bernstein also Brenn- 
stein. Die Flamme ist rußig, ähnlich wie beim Harz der Tannen.
	        
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