Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

— 79 — V 
wickelnden Dämpfe der Lunge schaden, so ist Karbolsäure zum Desinfizieren 
vorzuziehen. 
40. Salzsäure. Schütte etwas Kochfalz in ein Kochfläschchen und gieße um ½ ver- 
dünnte Schwefelsäure darauf! Es steigen schwache, graue Nebel auf. Sie entstehen da- 
durch, daß sich Chlor mit Wasserstoff verbindet. Diese Verbindung, die Chlorwasserstoff 
heißt, ist gasförmig und entweicht. Sichtbar wird dieses Gas, indem es sich mit dem 
Wasserdampfe der Atmosphäre verbindet. Leitet man das Gas unter gewissen Vorsichts- 
maßregeln in eine Flasche mit wenig Wasser, so wird es begierig von dem Wasser ver- 
schluckt, und es entsteht die Salzsäure, wie sie im Handel vorkommt. Tauche ein Läppchen 
in die Salzsäure und putze damit schwarz gewordenes Messing oder Kupfer, z. B. eine 
Kupfermünze! Es wird blank. Man benutzt die Salzsäure zum Reinigen metallener 
Gefäße usw. 
41. Soda (kohlensaures Natron). a) Soda ist ein Salz. (S. 64.) Gieße 
etwas starken Essig auf Sodal Sie braust, ein Zeichen, daß eine Veränderung 
mit der Soda eintritt: es entweicht daraus nämlich Kohlensäure Diese steigt in 
kleinen Bläschen nach aben. Essig ist eine stärkere Säure als Kohlensäure. Jede 
stärkere Säure vertreibt unter gewöhnlichen Umständen die schwächere. — Ent- 
zieht man der Soda die Kohlensäure (durch gebrannten Kalk!), so bleibt die 
Verbindung des Natriums mit Sauerstoff übrig = Natron. Durch Glühen mit 
Kohle kann man den Sauerstoff an die Kohle binden und erhält alsdann 
Natrium allein. (S. 77.) 
b) Soda kommt im Handel als weißes Pulver oder in wasserhellen Kri- 
stallen vor. Man gewann sie früher aus der Asche der Salz= und Seepflanzen. 
Laugt man diese Asche aus und dampft dann die Lauge ab, so erhält man 
Soda. Man stellt die Soda jetzt meist auf künstlichem Wege in Sodafabriken 
aus Kochsalz und Kohlensäure unter Mithilfe von Ammoniak her. 
c) Wirf Soda in heißes Wasser! Sie löst sich darin auf. Untersuche die 
Flüssigkeit mit Lackmuspapier; es wird gebläut; Soda verhält sich basisch, weil 
die Natronbasis stark, die Kohlensäure schwach ist. Wasche den Fettfleck eines 
Zeugstückes mit solchem Wasser aus! Die Soda löst das Fett auf, und der 
Schmutz, den das Fett festhält, läßt sich dann leicht entfernen. Soda wird daher 
beim Waschen gebraucht. Zu viel Soda wirkt jedoch auf die Wäsche nachteilig. 
Sie wird davon mit der Zeit mürbe und grau. Auch zum Reinigen des Fuß- 
bodens, der Türen usw. verwendet man Soda. Die schwarzen Schalen der 
Tischmesser und Gabeln werden jedoch grau, wenn sie häufig mit Soda ab- 
gewaschen werden. 
4) Wird der Soda noch einmal so viel Kohlensäure zugeführt, als sie schon. 
hat, so erhält man doppeltkohlensaures Natron (Bullrichs Salz). Es wird be- 
sonders gegen Sodbrennen, das durch zu viel Absonderung von Magensäure ent- 
steht, eingenommen. — Kohlensaures und doppeltkohlensaures Natron helfen der 
Hausfrau in der Küche aus mancherlei Nöten. Ist das Wasser zum Kochen der 
Hülsenfrüchte zu hart, so hilft eine Messerspitze voll Natron, wie man für Soda 
oder Bullrichs Salz oft fälschlich sagt. Ist das Wasser zum Waschen zu hart, so 
macht es ein Zusatz von Soda weich. Fürchtet die Hausfrau, daß die Milch 
gerinnen oder bei Gewitterschwüle sauer werde, so hilft ebenfalls Soda oder 
besser noch doppeltkohlensaures Natron, da es die überflüssige Säure bindet. 
Selbst bereits geronnene Milch läßt sich durch Soda wieder brauchbar machen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.