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und der Ablaß als Geldauelle benutzt. Sigismund berief 1414 ein Konzil nach Konstanz,
wo die Kirchenspaltung beseitigt, die Kirche an Haupt und Gliedern reformiert und über die
Lehre des Johann Hus entschieden werden sollte (S. 65). Dort wurde auch der Burggraf
Friedrich von Nürnberg mit der Mark Brandenburg belehnt (S. 91).
6. Maximilian. a) Der letzte Ritter. Maximilian (1493—1519) war ein tapferer,
ja fast tollkühner Held. In Ulm bestieg er den höchsten Kranz des über 100 m hohen Münster-
turms und stellte sich mit dem einen Fuß auf die schmale Eisenstange, woran die Feuerlaterne
hing, während er den andern Fuß übermütig in die Luft emporhob. Eine Messingtafel be-
zeichnet noch heute diese Stelle. Ohne Furcht ging er mit dem Spcer auf den Bären los und
nahm den Kampf mit ihm auf. Am liebsten aber verfolgte er die flüchtigen Gemsen und er-
kletterte dabei nicht selten die steilsten Felsen. (Martinswand.) Im Turnier war er Meister,
und als einst in Worms ein prahlerischer Franzose lange Zeit keinen Gegner finden konnte,
war er der einzige, der den Kampf mit ihm aufnahm und ihn nach kurzem Anlauf in den Sand
warf. Mit Maximilian schließt das Mittelalter; Pulver und Blei verdrängten Schild und
Lanze; die Turniere hörten auf; eine neue Zeit brach an. Er war der letzte Kaiser, der
in den ritterlichen Künsten des Mittelalters erzogen war; daher sein Beiname „der letzte
Ritter".
b) Die ersten Posten. In früheren Zeiten, als es noch keine Posten und Eisen-
bahnen gab, war das Reisen mit unzähligen Schwierigkeiten verknüpft, und wer eine größere
Reise antrat, nahm nicht selten vorher das h. Abendmahl und machte sein Testament. Schon
der Deutsche Ritterorden richtete im 14. Jahrhundert „Briefställe' und „Reitposten“ ein.
Reitende Boten beförderten die Briefe von einer Handelsstadt zur anderen. Nach Orten
aber, die nicht an der Landstraße lagen, konnte man Briefe nur mit Gelegenheit oder durch
eigene Boten senden. Pakete und Personen wurden durch Lohnkutschen befördert. Da richtete
Maximilian durch den Grafen von Thurn und Taxis 1516 die erste regelmäßige Postverbin-
dung zwischen Wien und Brüssel ein. Seinem Beispiele folgten bald andere Reichsländer;
aber erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts fing man an, auch Personen durch die Post zu
befördern. Doch war es lange Zeit ein gewagtes Unternehmen, seine gesunden Glieder dem
gebrechlichen Postwagen anzuvertrauen.
c) Landfriede. Reichskammergericht. Auf dem Reichstage zu Worms wurde
1495 der „ewige Landfriede“ gestiftet. Niemand sollte, so hieß es in der kaiserlichen Ver-
kündigung, den anderen „befehden, berauben, fangen, belagern, noch auch irgend ein Schloß,
Dorf, Hof oder Weiler einnehmen oder mit Brand oder in anderer Weise beschädigen.“ Damit
war der Fehdelust der Ritter ein Ende gemacht; denn Acht und Bann drohten demjenigen,
welcher auf eigene Faust auszog, seinen Feind zu überfallen. Zur Schlichtung aller Streitig-
keiten wurde das Reichskammergericht eingesetzt, das weder vom Kaiser noch sonst einem
Landesherrn abhängig sein sollte. Alle deutschen Landstände freuten sich dieser neuen Ein-
richtung; die Schweiz aber wollte sie nicht anerkennen und riß sich 1499 ganz vom Deutschen
Reiche los.
d) Reichsheer. Reichssteuer. Um den Einfällen der Türken und Franzosen
wehren zu können, errichtete Maximilian ein Reichsheer, das aus Söldnern bestand.
(S. 61.) Zur Erhaltung dieses Heeres legte Maximilian eine Reichssteuer, den sogenannten
„gemeinen Pfennig“" auf. Jeder, der über 15 Jahre alt war, mußte von je 1000 Gulden seines
Besitzes 1 Gulden, von 500 Gulden einen halben Gulden zahlen usw. Mit der Einnahme
dieser Steuer waren die Pfarrer beauftragt.
3. Umwandlung der Mark Meißen in das Kurfürstentum
Sachsen.
1. Die Wettiner im Kampfe um ihr Erbe. Bei dem Bestreben Kaiser Adolfs
von Nassau, sich eine Hausmacht zu gründen, fiel sein Blick auf die wettinischen
Länder, wo nach Heinrichs des Erlauchten Tode schlimme Familienzwistigkeiten aus-
gebrochen waren. Heinrichs ältester Sohn, Albrecht der Entartete, hatte seine
Gemahlin Margarete, eine Tochter des Hohenstaufenkaisers Friedrichs II., ver-
stoßen und seine Söhne Friedrich den Freidigen (d. h. den Tapferen) und