Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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sangen die lieblichsten Weisen, und Luther selbst begleitete den Gesang mit Flöten- 
spiel oder mit der Laute. 
1546 14. Luthers Tod. Im Jahre 1546 reiste Luther auf Einladung des Grafen 
Mansfeld nach Eisleben. Er sollte aber Wittenberg nicht wiedersehen. In Eisleben 
wo dieser Gottesheld geboren war, sollte er auch sterben. Schon auf der Hinreise 
wurde er krank, und in Eisleben verschlimmerte sich die Krankheit. Bald befiel ihn 
eine heftige Brustbeklemmung und warf ihn aufs Krankenbett. Kurz vor seinem Ende 
rief er dreimal hastig hintereinander: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen 
Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott.“ Dann rief ihm sein Freund Dr. Jonas 
laut ins Ohr: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf Christum und die Lehre, die Ihr 
gepredigt habt, beständig bleiben?" Luther antwortete deutlich hörbar: „Jal“ 
wandte sich auf die rechte Seite und entschlief. Seine Leiche wurde nach Witten- 
berg gebracht und dort in derselben Kirche beigesetzt, an deren Tür er einst die 95 
Sätze geschlagen hatte. 
3.# Verlauf der Reformation. 
1. Ausbreitung der Reformation. a) Die Lehre Luthers, aus der reinen 
Quelle des göttlichen Wortes selbst geschöpft, ergriff wunderbar die Herzen des 
Volks, und an vielen Orten, wo Priester und Volk einig waren, führte man, ohne 
viel Aufhebens davon zu machen, die Reformation ein. Die Fürsten ließen es ent- 
weder stillschweigend geschehen oder gaben wohl selbst die Anregung dazu, so vor 
allem im Kurfürstentum Sachsen. Hatte schon Kurfürst Friedrich der Weise 
Luther und sein Werk geschützt, so tat das erst recht sein Bruder und Nachfolger Johann 
der Beständige (1525—32). Auch ließ er durch Luther und Melanchthon (1528) 
in seinen Ländern eine Kirchenvisitation vornehmen, bei der die Reformatoren 
den evangelischen Gottes- 
dienst einführten. Ferner 
schloß er mit dem Land- 
grafen Philipp von Hessen 
und den Herzögen von 
Braunschweig und Mecklen- 
burg einen Bund zum 
Schutze der neuen Lehre. 
Landgraf Philipp von 
Hessen war schon seit dem 
Reichstage zu Worms der 
Reformation geneigt und 
erklärte später, er wolle 
lieber Leib und Leben, 
Land und Leute lassen, als 
von Gottes Wort weichen. 
Nach und nach wurde die 
neue Lehre auch in Bran- 
denburg und anderen 
E norddeutschen Ländern ein- 
Johann der Beständige. geführt, während in Oster- 
  
 
	        
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