1 —– 72 —
sangen die lieblichsten Weisen, und Luther selbst begleitete den Gesang mit Flöten-
spiel oder mit der Laute.
1546 14. Luthers Tod. Im Jahre 1546 reiste Luther auf Einladung des Grafen
Mansfeld nach Eisleben. Er sollte aber Wittenberg nicht wiedersehen. In Eisleben
wo dieser Gottesheld geboren war, sollte er auch sterben. Schon auf der Hinreise
wurde er krank, und in Eisleben verschlimmerte sich die Krankheit. Bald befiel ihn
eine heftige Brustbeklemmung und warf ihn aufs Krankenbett. Kurz vor seinem Ende
rief er dreimal hastig hintereinander: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen
Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott.“ Dann rief ihm sein Freund Dr. Jonas
laut ins Ohr: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf Christum und die Lehre, die Ihr
gepredigt habt, beständig bleiben?" Luther antwortete deutlich hörbar: „Jal“
wandte sich auf die rechte Seite und entschlief. Seine Leiche wurde nach Witten-
berg gebracht und dort in derselben Kirche beigesetzt, an deren Tür er einst die 95
Sätze geschlagen hatte.
3.# Verlauf der Reformation.
1. Ausbreitung der Reformation. a) Die Lehre Luthers, aus der reinen
Quelle des göttlichen Wortes selbst geschöpft, ergriff wunderbar die Herzen des
Volks, und an vielen Orten, wo Priester und Volk einig waren, führte man, ohne
viel Aufhebens davon zu machen, die Reformation ein. Die Fürsten ließen es ent-
weder stillschweigend geschehen oder gaben wohl selbst die Anregung dazu, so vor
allem im Kurfürstentum Sachsen. Hatte schon Kurfürst Friedrich der Weise
Luther und sein Werk geschützt, so tat das erst recht sein Bruder und Nachfolger Johann
der Beständige (1525—32). Auch ließ er durch Luther und Melanchthon (1528)
in seinen Ländern eine Kirchenvisitation vornehmen, bei der die Reformatoren
den evangelischen Gottes-
dienst einführten. Ferner
schloß er mit dem Land-
grafen Philipp von Hessen
und den Herzögen von
Braunschweig und Mecklen-
burg einen Bund zum
Schutze der neuen Lehre.
Landgraf Philipp von
Hessen war schon seit dem
Reichstage zu Worms der
Reformation geneigt und
erklärte später, er wolle
lieber Leib und Leben,
Land und Leute lassen, als
von Gottes Wort weichen.
Nach und nach wurde die
neue Lehre auch in Bran-
denburg und anderen
E norddeutschen Ländern ein-
Johann der Beständige. geführt, während in Oster-