Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

1 — 74 — 
neuen Aufstand, der im Schwarzwald begann und sich über Franken und Thüringen 
fortpflanzte. Ritter, wie Florian Geyer und Götz von Berlichingen, schlossen 
sich den Aufständischen an. Die Bauern forderten freie Wahl der Priester, freie Jagd, 
Fischerei und Holzung, Abstellung des Wildschadens, Aufhebung der Leibeigenschaft, 
Erleichterung der Frondienste und gerechtes Gericht. Das waren gemäßigte For- 
derungen. Als aber Schwärmer wie Thomas Münzer in Mühlhausen an die 
Spitze des Aufruhrs traten, zogen die bewaffneten Haufen sengend und brennend 
im Lande umher. Uberall, wohin sie kamen, vertrieben sie die Fürsten und richteten 
Gütergemeinschaft ein. 
2. Niederlage. Luther, der anfänglich zum Frieden geraten hatte, forderte 
jetzt die Fürsten auf, mit dem Schwerte dreinzuschlagen und kein Erbarmen mit 
den räuberischen und mörderischen Bauern zu haben. Bald zogen der Kurfürst 
Johann der Beständige von Sachsen, der Landgraf Philipp von Hessen und der 
Herzog Georg der Bärtige von Sachsen mit ihren Scharen nach Thüringen, wo 
Thomas Münzer mit seinem Anhange arg gehaust hatte. Bei Frankenhausen 
kam es (1525) zum Kampfe. Die betörten Bauern, die singend und betend den 
Beistand der himmlischen Heerscharen erwarteten, waren von den krieggeübten 
Söldnern der Fürsten bald besiegt. Münzer flüchtete nach Frankenhausen und hielt 
sich in einem Bette versteckt. Er wurde jedoch aufgefunden und nach Mühlhausen 
gebracht, wo er bis zum Wahnsinn gefoltert und dann mit 25 Genossen hingerichtet 
wurde. Die traurige Lage der Bauern wurde nicht gebessert, an manchen Orten sogar 
noch verschlechtert. 
5. ZTwingli und Calvin. 
Fast gleichzeitig mit Luther trat auch in der Schweiz ein Reformator auf: 
Huldreich Zwingli, Pfarrer in Zürich. Wie Tetzel in Deutschland, so trieb da- 
mals der Mönch Samson in der Schweiz den Ablaßhandel in der unverschämtesten 
Weise. Das gab Zwingli Veranlassung (1519), öffentlich gegen Ablaß und Fege- 
feuer, gegen die weltliche Macht des Papstes und den Reichtum der Geistlichkeit 
aufzutreten. Zwingli schöpfte wie Luther alle seine Erkenntnis nur aus der Bibel 
selbst und stimmte auch in den meisten Punkten mit ihm überein. In der Lehre 
vom Abendmahl wichen jedoch die beiden Reformatoren voneinander ab. Während 
Luther behauptete, es müsse heißen: „Das ist mein Leib“, meinte Zwingli, es sei 
richtiger zu sagen: „Das bedeutet den Leib“. Auf Wunsch Philipps von Hessen 
kamen Luther und Zwingli in Marburg (1529) zusammen, um sich über diesen 
Punkt zu einigen; aber jeder blieb bei seiner Meinung. — Die Lehre Zwinglis breitete 
sich in der Schweiz immer mehr aus. Die Kantone Schwyz, Uri, Unterwalden, 
Luzern und Zug aber widersetzten sich der neuen Lehre und verbrannten sogar einige 
Prediger der zwinglischen Lehre. Bald entstand ein blutiger Kampf zwischen den 
reformierten und katholischen Kantonen. Bei Kappel kam es zur Schlacht. Die 
Züricher erlitten eine Niederlage, und Zwingli selbst, der das Banner der Stadt 
trug, wurde erschlagen. (1531.) In dem bald darauf folgenden Frieden wurde 
festgesetzt, daß es jedem Kanton freistehe, seine kirchlichen Angelegen- 
heiten selbst zu ordnen. — Später setzte Johann Calvin in Genf das Werk 
Zwinglis fort. Seine und Zwinglis Anhänger nennt man Reformierte, während 
die Anhänger Luthers Lutheraner genannt werden. Die Hauptbekenntnisschrift 
der Reformierten ist der Heidelberger Katechismus.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.