Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

1555 
1533 
  
1 — 78 — 
Innsbruck los, wo sich der Kaiser aufhielt. Nur schleunige Flucht rettete diesen. In 
einer Sänfte ließ er sich, da er infolge der Gicht kein Pferd besteigen konnte, über 
das Gebirge nach Kärnten bringen. Johann Friedrich der Großmütige hatte am 
Tage zuvor seine Freiheit erhalten, folgte aber dem Kaiser, wie er versprochen, noch 
einige Tage. Jetzt übernahm des Kaisers Bruder Ferdinand die Vermittelung, und 
in demselben Jahre (1552) kam zu Passau ein Vertrag zustande, worin bestimmt 
wurde, daß bis zum nächsten Reichstage nie- 
mand seiner Religion wegen beunruhigt und 
der Landgraf Philipp von Hessen sofort in 
Freiheit gesetzt werden solle. Drei Jahre später 
schloß der Kaiser mit den Protestanten den 
Religionsfrieden zu Augsburg. (1555.) 
Dadurch erhielten die Protestanten 
völlige Religionsfreiheit und Rechts- 
gleichheit mit den Katholiken. Der Pro- 
testantismus war gerettet. Das war Moritzens 
Verdienst. 
c) Sein Tod. Leider sollte Moritz die 
Freude über diese große Errungenschaft nicht 
mehr erleben. Im Jahre 1553 mußte er gegen 
seinen früheren Bundesgenossen, den wilden 
Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulm- 
bach ziehen, der den Passauer Frieden nicht an- 
erkennen wollte und plündernd in Norddeutsch- 
land umherzog. Moritz besiegte ihn zwar bei 
Sievershausen in der Nähe von Braunschweig, 
wurde aber in der Schlacht tödlich verwundet. 
Er starb zwei Tage danach, erst 32 Jahre alt. 
Mit ihm ging der fähigste deutsche Fürst seiner 
Zeit dahin. 
6. Karls Abdankung. Der Augsburger 
Religionsfriede hatte den Lieblingsplan Karls, 
die Einheit der Kirche aufrecht zu erhalten, 
vernichtet. Damit war sein Streben für seine 
irdische Machtstellung zu Ende. Da außer- 
„Vater" August. dem sein Körper von Gicht und anderen 
Leiden hart geplagt wurde, so beschloß er, 
der Regierung und der Welt zu entsagen und sein Leben in stiller Zurück- 
gezogenheit zu beschließen. Daher übertrug er zu Brüssel seinem Sohne Philipp 
zuerst die Niederlande und etwas später auch Spanien, Neapel und die neu- 
entdeckten Länder in Amerika. Die deutschen Länder erhielt sein Bruder Ferdinand. 
Dann begab er sich nach Spanien, wo er sich neben dem Kloster San Buste 
ein Landhaus hatte erbauen lassen. Er starb 1558. (Ged.: Der Pilgrim von 
St. Just.) 
7. Volkswirtschaftliche Blüte in Sachsen unter „Vater“ August (1553—1586) 
und „Mutter“ Anna. In Sachsen folgte auf Moritz sein Bruder August, der sich
	        
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