Der Odenwald. 29
Die Anfänge der Täler, auch bei den größeren, sind unver—
mittelt, nur das Mümlingtal und Gammelsbachertal haben an
ihrem oberen Ende etwas ausgeprägtere, verzweigte Sammel-
becken. Fast geradlinig verlaufen von da die Täler abwärts,
die beiderseitigen Talhänge ziehen fast parallel zueinander,
sind meist nur durch flache runde Nischen in der Talwand oder
selten durch einmündende Nebentäler gegliedert und steigen
steil aus dem mehr oder weniger breiten Talboden mit seinem
in starken Windungen dahingleitenden Flüßchen auf. Trotzdem
sind die Hänge meist ohne Felsbildungen wegen des leichten
Verwitterns des Sandsteins, das sich besonders in den Schutt-
mengen zeigt, welche die wenigen Nebenflüsse nach starken
Regengüssen aus ihren oben flach verlaufenden, unten tief
eingeschnittenen Tälern herausbringen und als Schuttkegel
absetzen, in dem gar oft der Bach versinkt, ohne den Hauptbach
des Tals zu erreichen. Nur am hier in schönen Bogen fließen-
den Neckar zeigen sich da, wo das hessische Gebiet den Fluß
erreicht, steile Felswände, aus rotem Buntsandstein bestehend,
aber freilich zum großen Teil erst durch Steinbruchbetrieb ent-
standen. Sie bilden im Gegensatz zu den mit dunklem Grün
geschmückten Hängen und mit den Burgen und Städtchen von
Neckarsteinach und Hirschhorn einen der schönsten Teile des
Neckartals, während sonst die Täler des Buntsandsteingebiets
sehr an Einförmigkeit leiden.
Als interessante Erscheinungen seien hier noch die Trocken-
täler im hinteren Odenwald erwähnt, d. h. Täler, welche ohne
fließenden Bach sind. Zu ihnen gehört der 7 km lange Rinden-
grund, ein Nebental des Ittertals, das durch seine steilen
Wände, seine Windungen, überhaupt sein Aussehen als durch
die Wirkung des fließenden Wassers gleich den übrigen ent-
standen gekennzeichnet ist. Zum Verschwinden von Bächen
gibt der im Michelstädter Grabenbruch erhaltene Muschelkalk-
rest durch seine Zerklüftung Veranlassung, indem der Erdbach