— 112 —
erde im erzgebirgischen Walde war das Jagdhaus Rehefeld,
welches die Kronprinzeß dem Kronprinzen im Jahre 1870 hatte
erbauen lassen, um zu ruhen nach angestrengter und verantwor-
tungsreicher Arbeit. Dort nahm das hohe Paar im August 1871
kurzen Aufenthalt. Während dann der Kronprinz bei Ischl jagte,
war die Kronprinzeß auf der Weinburg.
Prinzeß Amalie war am 18. September 1870 im 76. Jahre
nach kurzem Krankenlager verschieden. Am 28. Mai 1871 starb
Erzherzogin Sophie, die Mutter des Kaisers von Osterreich, die
Zwillingsschwester der Königin-Witwe. Die Erzherzogin pflegte
fast regelmäßig im Sommer die Königin Marie zu besuchen und
dann auf der Weinbergsvilla in Wachwitz Wohnung zu nehmen.
Gleichzeitig kam öfters die Königin Elisabeth von Preußen zu
ihrer Zwillingsschwester Königin Amalie, so daß dann alle vier
Schwestern vereint waren.
In Dankbarkeit gegen Gott, der das Königspaar eine fünf-
zigjährige, glückliche Ehe hatte verleben lassen, feierte dasselbe am
10. November 1872 in Gegenwart des Kaiserpaares und zahl-
reicher Fürstlichkeiten die goldene Hochzeit. Sachsen begrüßte
den Festtag in freudig gehobener Stimmung, deren Wiederhall
weit über des Landes Grenzen hinausklang. Wie eine Familie
ihr verehrtes Oberhaupt, so umstand Sachsens Volk am Jubel-
tage sein geliebtes Königspaar, dessen Tugend und glückliches
Familienleben durch ein halbes Jahrhundert allen zum Heile als
ein hehres Beispiel voranleuchtete.
Die Kronprinzeß war Ende Februar 1872 nach Brünn
gereist, um die damals 96jährige Baronin Galen zu be-
suchen und ihr dadurch die letzte Freude ihres Lebens zu