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lichen Anstandes, ihrer würdigen und zugleich anmutigen Art
und ihrer immer gleichen Freundlichkeit. Sie spricht mit vielen
der Geladenen; bei den weniger zahlreich besuchten Festen werden
an jeden Einzelnen Worte gerichtet. Sie geht dabei mit Teilnahme
in Familienverhältnisse ein und sagt immer etwas Verbindliches.
Die Angesprochenen wissen diese Liebenswürdigkeit des Herzens
zu schätzen und sehr gut von den gebräuchlichen banalen Redens-
arten zu unterscheiden. Ausländer bewundern ihr elegantes
Französisch und ihr geläufiges Englisch. Sie ist keine Königin
der Mode, da sie die ihr zur Verfügung stehenden Mittel
den Notleidenden zuwendet; aber ihr Kleid ist geschmackvoll
und gediegen, sie überschüttet ihre Gäste mit dem Feuer
der prachtvollsten Edelsteine. Die Königin ist immer be—
strebt, Abwechselung in die Unterhaltung der Gesellschaft zu
bringen. Durch Aufführung lebender Bilder und dramatischer
Scenen sucht sie den Sinn für das Schöne zu wecken. In
kleineren Abendgesellschaften wünscht sie eine ungezwungene Aus-
sprache über die Tagesfragen, über Reisen, Kunst und Litteratur.
Die Feste der höchsten Staatsdiener genießen die Ehre, von
dem Königspaare besucht zu werden. Kriegsminister Graf von
Fabrice wurde nach 1866 mit Wahrnehmung der Repräsentations-
pflichten der Staatsregierung betraut. In den Räumen des
Ministerhotels auf der Seestraße versammelte er um den sächsischen
Hof und seine erlauchten Gäste die Dresdner erste Gesellschaft
mit ihrer Fremdenkolonie, Vertreter der Wissenschaft und der Kunst,
des Geistes und der Schbnheit zu Bällen, Routs, Kostümfesten
und Theatervorstellungen. Die hervorragende Persönlichkeit des
Wirtes und die Liebenswürdigkeit seiner Gemahlin waren bis