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anmutigen Gegend. Auf allen Seiten ist es von prächtigen
Garten= und Parkanlagen umgeben, welche meist unauf-
fällig in den äußeren Park übergehen, wo sich ausgedehnte
Wiesenflächen, von Baumgruppen und einzelnen Bäumen, meist
mächtigen Eichen, durchsetzt, kleinere und größere Laub= und
Nadelholzbestände aneinanderreihen. Als hervorragend schön
ist die Gegend östlich vom Schlosse zu bezeichnen, die von dem
meist schmalen, stellenweise aber auch sehr breiten Schloß-
teiche, dessen Wasserfläche Schwäne und ostfriesische Lockenten
beleben, durchzogen wird.
In der Regel in den ersten Tagen des Monats Mai bezieht
das Königspaar Schloß Sibyllenort. Die Natur hat ihr Früh-
lingskleid angelegt und Menschenhand alles aufgeboten, um den
königlichen Wohnsitz in Blumen= und Blütenpracht erscheinen zu
lassen. Wenn König und Königin es wohl wissen, daß wahres
Glück unabhängig von irdischen Gütern ist, so erfreuen sie sich
doch ihres weiten eigenen Besitzes und der Möglichkeit, sich und
anderen dort Lebensgenuß zu bereiten. Die Königin nimmt als
Großgrundbesitzerin an allem regen Anteil, namentlich an dem
Wohle ihrer Gutsangehörigen, an dem Befinden der Notleidenden
in der ganzen Umgegend, für die sie eine hilfsbereite Wohl-
thäterin wurde.
Die hohen Herrschaften gestalten Sibyllenort zu einer Stätte
geistvoller und fröhlicher Geselligkeit. Es waltet die größte Gast-
freundschaft für die Gutsbesitzer der Nachbarschaft, für die hohen
Beamten der Provinz und die Offiziere der benachbarten Garni-
sonen. Häufig kommt auf längere Zeit fürstlicher Besuch. Es
kann keinen angenehmeren Hof, kein liebenswürdigeres Fürsten-