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skizzieren zu können und sie als Erinnerungsblätter zu behalten:
das saphirblaue Meer, über dem sich der kornblumenblaue Himmel
Italiens wölbt, den im Sonnenschein goldschimmernden deutschen
Buchenwald, den Pinienhain, durch dessen dunkle Färbung das
Meer hindurchleuchtet, die schroffen, schneebedeckten Berge Nor-
wegens; alle diese Bilder prägen sich dadurch unauslöschlich in
das Gedächtnis. Wie unerschöpflich ist die Flora. der Alpen mit
Edelweiß, Silberwurz, Ranunkel, Eisenhut, Alpenrose, Stein-
brech, Alpenveilchen, Schneerose, Edelraute, dem duftenden Kohl-
röschen und dem Enzian mit seinen großen, tiefblauen Glocken.
Reiche Beute bringt ein Plünderungszug in die Niederwälder
der Alpenrose. An der Riviera erfreuen seltene Exemplare
der Anemone, Narzisse und Orchis. Mit offenen Augen und
offenem Herzen zu reisen, ist eine Lust.
Die Schilderung zweier Reisen der Königin unter vielen
soll ein Bild von deren Vielseitigkeit geben, eine Reise nach dem
Süden und eine Nordlandsreise. Inkognito reist das Königspaar
unter dem Namen Graf und Gräfin von Plauen.
Die Königin erkrankte Mitte Oktober 1881 am Nerven-
fieber. Die Krankheit nahm einen schleichenden Verlauf und
Leibarzt Dr. Fiedler konnte nur langsam ihrer Herr werden.
Bis Ende November wurden Bulletins ausgegeben. Während
des folgenden Winters mußte sich die Königin sehr schonen und
konnte an der Geselligkeit des Hofes nicht teilnehmen. Um eine
völlige Herstellung herbeizuführen, beschloß das Königspaar, einen
längeren Aufenthalt während des Frühjahres 1882 an der
Riviera zu nehmen. Die Königin reiste am 23. Februar, der
König am 2. März nach Mentone ab.