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Fuß hohen Bergen sind in die See vorgeschoben, während eben—
so weit die Fjords bis zum innersten Gebirgsstock eindringen.
Die Berge der Lofoten, vielfach mit Schnee bedeckt, haben alpine
Formen, steigen fast unmittelbar aus dem Meere auf und bilden
eine weite, mit Spitzen und Zinnen aufragende Mauer. Der
Baumwuchs wird spärlich, doch läßt sich überall noch frisches
Grün entdecken. Die rot gestrichenen Häuser der Fischerstationen
leuchten hervor. Leider war die Fernsicht an den ersten beiden Tagen
der Fahrt durch Regenböen beeinträchtigt, auch war es empfindlich
kalt. Gleichwohl nahm die Königin vom Schiffe aus mehrere
Skizzen der herrlichen Landschaft auf. Sie hatte noch nie in so
ungestörter Weise und angesichts der tageshellen Nächte in solchem
Umfange der Malerei, ihrer Lieblingsbeschäftigung, obliegen können;
Beweis dafür war, daß sie während der nordischen, über 8 Tage
sich erstreckenden Reise 45 Olskizzen malte.
Auf bewegter See erreichte der Jupiter bei Sonnenschein
Sonntag, den 29. Juli, früh Tromsb. Von der Bevölkerung
lebhaft begrüßt, wurden die Stadt und ihre Merkwürdigkeiten
besichtigt. Der Nachmittag war einem Ausfluge nach dem Lap-
penlager im Tromdal gewidmet. Auch die Königin versuchte die
Fahrt dahin in einem der in Norwegen gebräuchlichen zweirä-
derigen Carriols. Im Lappenlager war eine größere Renntierherde
zusammengetrieben, Eigentum der nomadisierenden Lappen, die in
den Sommermonaten aus Schweden nach dem Norden kommen,
dem Zuge ihrer Renntiere folgend. Die Erdhütten, worin die
Lappen wohnen, waren sehr ursprünglich und, wie die Bewohner
selbst, nicht reinlich gehalten. Das Königspaar wurde von den
Lappenfamilien, die sehr zahlreich zu sein schienen, umringt, um