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Priczzessin, sondern hatte ihre eigene ständige Wohnung in Brünn,
wo sie lebte, seit ihr Mann den Militärdienst verlassen hatte,
und kam nur auf oft wochenlangen Besuch nach Morawetz. Im
Bedarfsfalle vertrat sie später die Stelle der Obersthofmeisterin,
nachdem die verwitwete Gräfin Otting aus dieser geschieden war.
Das Faktotum im Hause war Kammerdiener Kölitz. Er
war der Sohn der Kinderfrau der Prinzessin Wasa, eine Art
Erbstück, ein treuer und anhänglicher Diener. Die beiden Be-
dienten Paul und Ulirz waren Mähren, ersterer gleichsam als
Inventar beim Kaufe von Morawetz mit übernommen. Nach
dem Tode der Prinzessin Wasa ging Kölitz in die Dienste der
Kronprinzeß Carola über, ebenso der Koch Victor, der ausge-
zeichnet kochte. Als Prinzeß Carola erwachsen war, erhielt sie
eine Bayerin als Kammerfrau, unter der als Stubenmädchen
die Bäckerstochter von Morawetz Marie stand. Die Jungfer
hieß Felise. An der Spitze der Herrschaftsverwaltung befanden
sich ein Rentmeister und ein Oberförster. Allmonatlich stellte sich
ein alter Inspektor der benachbarten Herrschaft Tischnowitz ein,
um die Kontrolle auszuüben.
Das Leben der Prinzessinnen in Morawetz verlief still und
einfach. Trotz des ruhigen Landaufenthaltes kam aber nie ein
Augenblick, wo das Gefühl der Eintönigkeit und Langweile
oder der Mangel an größerer Geselligkeit sich fühlbar gemacht
hätten. Festlich begangen wurden die Geburts= und Namenstage
der Prinzessinnen, Mutter und Tochter. Es waren Volkefeste,
bei denen musiziert, getanzt, gegessen, getrunken, illuminiert wurde.
Nicht minder glänzend wurde die Ankunft der Großherzogin
Stephanie gefeiert, wenn letztere zu Besuch kam. Das Interesse