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von Morawetz an besonderen Festtagen eigenhändig zu bewirten
und zu beschenken. Es gefiel ihr, in einer kleinen, an ihre
Wohnung ssich anschließenden Küche Armen und Kranken selbst
die Mahlzeiten zu bereiten, und sie brachte dieselben auch bei
schlechtem Wetter und auf größere Entfernungen persönlich in
die dürftigsten Hütten. Prinzessin Carola war durchaus nicht
verweichlicht. Wind und Wetter, Kälte und Schnee, Regen und
Sonnenhitze hinderten sie nicht an ihren Ausgängen; an eigene
Bequemlichkeit und Rücksicht auf ihre Person dachte sie nie. Sie
besaß schon jung die Gabe, mit Kranken umzugehen, für die
sie immer Trost und Rat fand.
Am Freitag jeder Woche versammelten sich die Armen im
Schloßhofe bei der sogenannten Schneckenstiege, wo die Prin-
zessin erschien, Gaben austeilte und Bitten entgegennahm. Sie
kam als dreizehnjähriges Mädchen nach Morawetz, war heiter
und lebensfroh, lachte sehr gern, selbst bei geringfügigen Anlässen,
zeigte eine außerordentliche Herzensgüte und Freigebigkeit, faßte
mit seltenem Ernst, der ihr Alter überstieg, die Not der Armen
auf und war jederzeit bereit, den Bedürftigen beizustehen. Ihre
täglichen Spaziergänge gaben ihr Gelegenheit, mit dem Volke zu
verkehren, Einblick in dessen Verhältnisse zu gewinnen und dem
Elend zu steuern.
Prinzessin Carola hatte rasch Böhmisch gelernt und ver-
ständigte sich leicht und gern mit den Leuten. Sie gab oft den
Fürsprecher und Dolmetsch bei Prinzessin Wasa ab. Die Prin-
zessin hatte die böhmische Sprache so gut erlernt, daß sie sich
derselben später im Briefwechsel mit ihrer Freundin Sophie
Vittinghoff bediente. Von der Dienerschaft war sie angebetet,