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Karnevals mußte die Prinzessin verzichten, da ihre Mutter immer
leidend war, sie liebte deshalb Bücher, welche ihr Stoff zum Nach-
denken gaben und sie dadurch in der Einsamkeit beschäftigten.
Anfang Februar 1852 gingen die Prinzessinnen zur Groß-
herzogin Stephanie nach Mannheim. Prinzessin Carola war
glücklich, ihre geliebte Großmutter wiederzusehen. Der Abschied
von Baden kostete ihr keine Thräne; es war dies eine Selten-
heit, denn nach ihrer eigenen Aussage attachierte sie sich wie eine
Katze an ein Haus und an einen Ort. Sie bezog wieder ihre.
früheren Zimmer im Schlosse und fand, daß nichts mehr zum
Nachdenken stimme, manchmal zu traurigen Gedanken, als einen
Raum nach Jahren wiederzusehen, den man früher bewohnte.
Manches hat sich da geändert, manches ist geschehen, auch nicht ge-
schehen. Von Herren der Gesellschaft, welche die Prinzessin kannte,
waren es drei, die durch ihre geistigen Eigenschaften hervortraten:
Baron Schreckenstein, ein gescheiter, witziger Mann, welcher aber
Launen unterworfen war, zuweilen tagelang kein Wort sprach und
aussah, als hielte er es unter seiner Würde, andere Sterbliche
anzureden; Herr von Savigny, etwas pedantisch, aber mit sehr
angenehmer Unterhaltungsgabe; Herr von Bacourt, gescheit, liebens-
würdig und wohlwollend, hatte das Talent, einen Salon zu
beleben und einen anregenden Einfluß auf seine Nachbarn auszu-
üben. Herr von Bacourt versetzte die Prinzessin immer in gute
Laune, und nach einem Gespräch mit ihm fühlte sie sich zufrieden
mit sich selbst. Für die leicht verlegene Prinzessin war eine
natürliche und leichte Unterhaltung ein großes Vergnügen. Prin-
zessin Carola las die Meisterwerke der deutschen Dichter, Macaulays
„History of England,“ die witzig geschriebenen Briefe Jacquemonts