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Gewölbe des Himmels begrenzend herabsenkt. Der flüchtige Sand
weicht unsern Tritten auf Fußpfaden und Wegen. Rundliche
Kiesel, harte Feuersteine und granitene Blöcke liegen in den Furchen
und auf den Rainen der Felder. Lehm- und Tonschichten lagern
unter Sand und Stein und liefern eine gesuchte Erde für die vielen
Ziegeleien, die die Steine zum Bau der rötlichen Mauern und
Häuser brennen. Nur selten schwillt der Boden zu niederen Kuppen
an, deren gehobenes Gestein dann eifrig gebrochen wird. Das
ganze Gebiet ist ein ausgesprochenes Tiefland, das sich im Mittel
100 m über das Meer erhebt und selbst einer sanftbewegten
Meeresfläche gleicht. Auch hat sich der Boden aus Ablagerungen
eines großen nördlichen Meeres, sowie ans Schichtungen gebildet,
die von den aus Süden kommenden Flüssen hier niedergeschlagen
wurden. Dazu führten sowohl das Salz= wie auch das Süßwasser
und die nordischen Gletscherzungen allerlei Stein-, Sand= und
Bodengeröll mit heran, das nun die Schichten durchsetzt oder über-
lagert. Auch enthalten die (oligozänen und miozänen) Landbildungen
mächtige Lager von Pflanzenstoffen, die als Uberreste alter Moor-
landschaften, in denen Cypressen wucherten, zu betrachten sind. Sie
wurden von Erd= und Geröllschichten überdeckt und in Braunkohlen
verwandelt. Wir können daher die ganze Ebene füglich als ein
Braunkohlengebiet bezeichnen, das sich im Südosten bis Lausigt
erstreckt, dessen Heilquelle im Hermanusbad jedenfalls auch mit
der Kohlenbildung in natürlichem Zusammenhange steht. Nachdem
aber das Meer zurückgewichen war, setzten die Flußadern in der
neuesten Zeit der Erdbildung die bodenbildende Arbeit fort. Sie
schlugen besonders an ihren ruhigen Ufern breite Schlammstreifen
nieder und haben damit einen Weichboden geschaffen, der sich außer-
ordentlich fruchtbar erweist, wenn er entwässert und mit Sand
gemengt wird. Je weniger daher auch die Leipziger Ebene unser
Auge durch äußere Formenbildung erfrent, desto mehr beschäftigen
ihre einfachen Linien unsern Geist, indem sie ihn in Zeiten der
Erdbildung zurücktragen, in denen der Boden durch (tertiäre)
Ablagerung und Aufschüttung, durch (quartäre) Uber-
schwemmung und Anschwemmung entstand.
3. Das einförmige Grau des Bodens ist überall vom Grün
eines reichen Pflanzenlebens überzogen. Den Flußlinien der Elster
und Pleiße folgend, zieht zunächst der Wald in langen und breiten
Streifen durch die Ebene. Die Erle wiegt ihre Krone auf starkem
Stamm und deckt ihre braunen Fruchtkugeln mit dunkelgrünem Laube.
Die Eiche baut ihr knorriges Astwerk auf, um es dann mit dem
weichen Schmucke der Blätter und niedlichen Fruchtschüsseln zu
behängen, aus denen die Eckern wie Geschosse ragen. Die Pappel
entfaltet ihr reiches Blätterdach, das silbern glänzt, wenn der
Lufthauch die Zweige wendet. In den Niederungen hat der heitere
Laubwald die düsteren Nadelbäume verdrängt, in seinen Wipfeln
ein Aufenthalt von Drosseln und Nachtigallen, unter seinen Aesten