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französischen Knechtschaft befreite. Nicht weit vom Napoleonsteine steht
auch das „Völkerschlachtmuseum“, das Waffen, Pläne und Bilder
aus jener blutigen Zeit verwahrt. In dessen Nähe aber wurde am
18. Oktober 1900 der Grundstein zu dem gewaltigen Ban des
Völkerschlachtdenkmals gelegt, das sich im Sinne und Geiste
des Sängers der Schlacht (Erust Moritz Arndts) zum Ruhme der
deutschen Krieger und Sieger hier erheben soll. Darum wollen
wir neben dem Napolconsteine und dem Monarchen-
hügel uns anuch das Museum und das Denkmal der
Völkerschlacht merken, alles Zengen von der Wahrheit
des alten Wortes: „Gott widerstehet den Hoffärtigen,
aber den Demütigen gibt er Gnade.“
4. Schon vor der Völkerschlacht ist der Donner der Geschütze
wiederholt über die Ebenen von Leipzig gerollt. Als im dreipig-
jährigen Kriege ein kaiserliches Heer unter dem gefürchteten Tilly
ranbend und plündernd in Sachsen einfiel, stellte sich ihm der
Schwedenkönig Gustav Adolf mit seinen tüchtigen Truppen und der
kleinen Schar der Sachsen nördlich von Leipzig bei dem Dorfe
Breiteufeld entgegen. Bald wurden die Sachsen durch einen
wuchtigen Angriff der kaiserlichen Reiter geschlagen und jagten in
wilder Flucht nach den deckenden Mauern von Eilenburg. Ein
Schwedengeneral (Horn) stürmte aber gegen die Kaiserlichen mit
solcher Kühnheit und so großem Nachdruck ein, daß die feindlichen
Schwadronen zersprengt und nach Leipzig zurückgeworfen wurden.
Damit war der katholischen Streitmacht ein harter Schlag versetzt
worden, und die protestantischen Fürsten und Völker freuten sich des
glänzenden Sieges. Sie begrüßten den Schwedenkönig als den Retter
in den Bedrängnissen ihres Glaubens, und die Nachwelt setzte ihm
zum dauernden Gedächtnis einen großen Steinwürfel als Ehrenzeichen
bei der zweihundertjährigen Feier des Sieges (17. Sept. 1631). Der
Stein, auf einen Erdhügel gestellt und von starken Linden umschattet,
trägt die Inschrift: „Glaubensfreiheit für die Welt rettete bei Breiten-
feld Gustav Adolf, Christ und Held“, ein kurzes, inhaltsvolles Wort,
das wir uns jetzt ins Gedächtnis schreiben, ehe wir das
Nordgebiet von Leipzig verlassen, um uns weiter nach
dem Osten zu wenden.
5. Die Führung nach dem Ostgebiet übernimmt naturgemäß
der Parthenfluß, ein stilles und dunkles, ein tiefes und fischreiches
Wasser. Auf seinem schlammigen Grunde wurzeln Froschlöffel und
Pfeilkraut mit üppigen Stengeln und Blättern, und die weiße Teich-
rose hebt sich aus der ruhigen Flut. Büsche und Wiesen treten
überall an den flachen Strand heran, Dorf reiht sich an Dorf, wie
Perlen an einen gewundenen Faden, und kleine Städte gliedern und
zieren das Wasserband mit ihrem dichteren Häuserkranze. An dem
nördlichen Bogen der Parthe liegt Taucha (4 T.), eine Stadt, die
im Mittelalter nicht nur wehrhafte Mauern und ein festes Schloß,