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Vogtlandes sind. In ihm sind aber nicht etwa nur
Marknenkirchen, die südlichste Stadt Sachsens, und Klingenthal,
sondern auch Adorf und Schöneck mit den umliegenden
Dorfschaften eifrig bemüht, die alte Ehre als welt-
berühmte Plätze für den Instrumentenbau zu wahren und
durch kunstvolle oder billige Arbeit die verschiedensten
Anforderungen zu befriedigen.
4. Aber nicht nur Wiese und Wald, auch das fließende
Wasser des Vogtlandes birgt herrliche Naturgaben. In dem
steinichten Bette des Elsterflusses und einiger Seitenbäche ruht
auf klarem Grunde die Elstermuschel. Sie setzt sich gern gesellig
in größeren Bänken an, liebt schattige Uferstellen, an denen Erlen
und Weiden wurzeln, und bevorzugt helles, ruhig fließendes Wasser,
besonders an der Einmündung der Bäche. Außen ist sie ganz
unscheinbar, von dunkler, schwarzbrauner Färbung, innen aber
glänzen die Schalen filberhell und umschließen im glücklichen Falle
kostbare Perlen. Denn nicht jede Elstermuschel bildet sie aus. Sie
zeigen meist eine weiße oder bläuliche, rosenrote oder graue Färbung,
sind wohl auch gestreift oder sehr schön geformte Glanzperlen. Soll
eine Perle nur die Größe einer Vogelkirsche erreichen, dann muß
sie gegen 100 Jahre in ihrer Muschel wachsen. Seit dem 17. Jahr-
hunderte werden die Muscheln im Auftrage des Staates namentlich
bei Olsnit, (14 T.) gefischt, einem freundlichen und fabrikfleißigen
Elsterorte, in dem sich auch eine Sammlung von Elsterperlen und
von geschliffenen Muscheln befindet. Der ganze perlenführende
Bezirk ist von der Regierung in 10 Teilstrecken gegliedert worden,
von denen jährlich je eine abgesucht wird. Sachkundige Perleufischer
untersuchen die einzelnen Muscheln nach ihrem Gehalt, entnehmen
die „gehärteten Träuen“, wie die Perlen seit alters in der Sage
heißen, den geösfneten Schalen, oder setzen die Gehäuse wieder ein,
wenn ihr köstlicher Inhalt noch unentwickelt war. Die Jahreserträge
werden (durch das Forstrentamt Auerbach) an das Königliche Finanz-
ministerium abgeliefert und dann entweder dem Naturalienkabinett
in Dresden übergeben, oder in den Handel gebracht. Im Jahre 1884
wurden 128 Stück edle Perlen gefunden, deren Geldwert 1500 Mk.
betrug. Gerade die Perlenfischerei ist ein dem Vogtlande
eigentümlicher, wenn auch beschränkter Erwerbszweig, da
ihn eigentlich nur die Glieder einer Familie betreiben.
5. Die Perlenfischerei hat zugleich zur Einführung der
Muschelindustrie, eines Erwerbszweiges, der sich seit dem
Jahre 1852 in Adorf zu einem bedeutenden Rufe emporhob,
Veranlassung gegeben. Die Stadt (über 6 T.) liegt südlich von
Olsnitz am linken Ufer der Elster, zieht sich am Berggehänge auf
und erhält durch ihre freundlichen Häuser und namentlich durch die
hochgelegene Kirche und Schule, wie auch durch die bewaldete
Umgebung einen gewinnenden Ausdruck. Gewinnender noch ist es,
auch in ihr ein schönes Zeugnis des bürgerlichen Fleißes und reger