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Cger reifte, wird in Schiffsladungen nach Schandau gebracht und
von hier aus an die Bevölkerung des Elbsandsteingebirges verkauft.
Die Kohlen, welche am Südfuße des Gebirges in tiefen Schächten
ruhen, bringen der Dampfzug oder das Dampfschiff ebenfalls nach
Schandau, das mit ihnen nicht bloß den eigenen Bedarf, sondern
auch den der Nachbarorte deckt. Während also die Stadt be-
sonders Holz und Steine nach dem Norden ausführt, führt
sie vom Süden her Kohlen und Getreide ein. Durch diese
Aus= und Einfuhr aber ist Schandau ein wichtiger Handels-
platz im Elbsandsteingebirge geworden (3¼ T.).
4. Wichtiger aber ist für das Gedeihen der ersten Elbstadt
Sachsens die Quelle geworden, die im Kirnitzschtale im östlichen
Flügel des Ortes entspringt. Vor 150 Jahren breitete sich dort eine
Wiesenfläche aus, die durch ihren Wasserreichtum versumpfte und
dadurch unzugänglich wurde. Der Grund dafür lag in einer Quelle,
deren Wasser eine rostbraune Färbung zeigte und einen zusammen-
ziehenden Geschmack besaß. Das ließ auf einen reichen Gehalt an
gelöstem Eisen schließen und erregte die Aufmerksamkeit des Besitzers,
als er zur Trockenlegung der Wiese das Wasser in eine Brunnen-
vertiefung fassen wollte. Bald wurde nun auch die Heilkraft der
Ouelle bekannt und das Wasser besonders von Nervenkranken und
Bleichsüchtigen begehrt. Bis nach Dresden hin wurde das Mineral-
wasser Schandaus in Flaschen versendet. Ausgiebiger konnte dasselbe
aber erst verwendet werden, als neben der QOuelle am Ausgange
des vorigen Jahrhunderts ein Badehaus entstand. Dieses aber
erwies sich für die wachsende Zahl der Gäste bald als unzureichend.
Darum hat die Stadt 1882 ein neues Kurhans errichtet, das gegen
10 Porzellau- oder Kupferwannenbäder enthält. Nur wird in diese
Zellen nicht bloß das eisenhaltige Wasser geleitet, sondern es werden
auch unter Verwendung des Salzes, der braunen Erde und duftiger
Baumnadeln Sol-, Moor= und Kiefernadelbäder bereitet. Freund-
liche Anlagen ziehen sich um das Badehaus herum und suchen
durch ihre Anmut die Heilung der Kranken mit zu vollenden, welche
das Wasser begonnen. Tausende suchen jährlich die Stadt
Schandau auf, deren Bad weit über die Grenzen des
Elbsandsteingebirges hinaus berühmt geworden ist.
5. Am wichtigsten aber ist die schöne Gebirgslage für die
Entwickelung der Stadt Schandau geworden. Die Stadt blickt zum
Elbtale hinaus und zum Kirnitzschtale hinein. Die doppelte Talspalte
aber wird von einer wohligen Luft erfüllt. Es ist, als ob die
Elbe in ihrem stolzen Stromgange den wärmeren Lufthauch des
Südens mit in die sächsischen Berge trüge. Und wenn die heißen
Strahlen der Sommersonne den Talgrund durchglühen, so kühlt
das Wasser des Stromes wiederum die drückende Glut. Besonders
sendet die Elbe früh und abends ercuickende Luftwellen in das
Seitental hinein. Es ist aber auch, als ob die Kirnitzsch die
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