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3. Der äußere Aufbau des Erzgebirges.
I. Lehrmittel: Karte von Sachsen. Berlet, Wegweiser durch das sächsische
Erzgebirge. M. v. Süßmilch, das Erzgebirge.
II. Lehrgang: Uberleitung. 1. Die Ausbreitung des Gebirges. 2. Die
Abstufung des Gebirges. 3. Der Höhenkern des Gebirges. 4. Der
Höhenkamm des Gebirges. 5. Der Höhenabfall des Gebirges.
III. Lehrstunde:
Nachdem wir in der ersten Stunde den Rahmen gefunden haben,
der unser Vaterland als Grenze umschließt, nachdem wir in unserer
vorigen Besprechung ferner auch die einzelnen Bodenglieder übersicht-
lich zusammengestellt haben, die innerhalb dieses Rahmens das Ge-
samtbild Sachsens bestimmen, treten wir nun heute in die Be-
trachtung der einzelnen Bodenglieder ein und heben als das wichtigste
derselben zunächst das Erzgebirge hervor, dessen Bild von der
Karte aus schon äußerlich am stärksten vor unser Auge tritt. Wie
wir aber bei einem gewaltigen Bauwerke erst die äußere Erscheinungs-
form desselben in das Ange fassen, ehe wir in das Innere treten
und nach seiner tieferen Bedeutung fragen, so wollen wir uns auch
bei dem Naturbau des Erzgebirges heute damit begnügen, die
äußere Bildung desselben zu erfassen.
1. Denkt euch das ganze Erzgebirge als einen mächtigen Land-
körper, der durch eine starke Auffaltung des vaterländischen
Bodens entstanden ist und sich mit seinen Riesengliedern im Süden
unseres Königreiches stattlich erhoben hat. Messen wir mit Hilfe
unserer abgestochenen Breitenlinie diesen Gebirgsleib von West nach
Ost, so finden wir, daß er sich gegen 16 Meilen (120 km) in die
Länge erstreckt. Messen wir ihn aber unter Benutzung der ein-
geteilten Längslinie von Süd nach Nord, so ergibt sich, daß er sich
(zwischen Nossen und Görkau) etwa 6 Meilen (50 km) in die Breite
dehnt. Sein Südfuß überschreitet die Grenze Sachsens und stellt sich
in das böhmische Egertal ein. Sein Nordfuß berührt so recht das
Innere Sachsens und schiebt sich bis zu dem Tale der Würschnitz und
zu dem Vereinigungspunkte der beiden Weißeritzen hin vor. Sein
Westfuß senkt sich nach dem Tale der oberen Zwickauer Mulde,
sein Ostfuß aber zum Tale der oberen Gottleuba nieder. Da
nicht nur die Süd= und Nordseite, sondern auch die West= und Ost-
seite dieses Gebirges einander in der Ausdehnung annähernd ent-
sprechen, so haben wir inihm überhaupt ein Gebirgsrechteck
vor uns, das etwa ein Drittel Sachsens anfüllt und nun
durch eine einfache Umrißzeichnung auf nuserer Wandtafel dargestellt
werden mag.
2. Das Erzgebirge aber wird als ein gewaltiger Körper nicht
nur eine bedeutende Längs= und Breitenausdehnung, sondern vor
allem auch eine hervortretende Erhebung des Bodens zeigen. Das
nördliche Gebirgsland ist am wenigsten gehoben. Seine Höhen
steigen (bei Calluberg, Flöha, Rabenau, Berggießhübel) durchschnitt-