— 23 —
in die grauenvolle Tiefe, in der als Feind und Freund des Berg—
manns das Wasser ans allen Ritzen dringt. Im geschlossenen Gruben—
kittel und in einfacher Leinhose, mit Filzkappe oder Filzhut bedeckt,
mit dem Bergleder bekleidet und der offenen Blende versehen, die an
einem Lederriemen auf die Brust herabhängt, „fährt“ der Bergmann
mit einem Gebete auf den Lippen in den Schacht ein und steigt auf
den schmutzigen Sprossen von Leiter zu Leiter vorsichtig in die Enen!
nacht hinab. Das meißelartige Eisen in der Linken, den Schlegel
„ Fäustel“) in der Rechten, bricht er nun in seiner Strecke „vor Ort"“
das Erz ans den Gängen, die im Glanze des Grubenlichtes flimmern,
oder löst wohl auch das hartnäckige Gestein mit der Dynamitpatrone,
die nach ihrer Entzündung mit Donnergetöse die Gesteine sprengt und
das festeste Gefüge zertrümmert. Die Erzstücke werden dann weiter
in die „Hunde“ geladen, die sie auf Schienemvegen, wohl gar mit
Hilfe von Pferdekräften, bis an den Förderschacht führen, der sie mit
Dampfkraft in starken Erzkästen zutage bringt. Hat der Bergmann
seine schwere Tagesarbeit beendet — er arbeitet gewöhnlich 1 1½2 Schicht,
d. i. 12 Stunden —, so hebt ihn die Fahrkunst aus der Tiefe von
etwa 500 m wieder zum goldenen Sonnenlichte auf, während neben ihm
in seitlicher Vertiefung das gewaltige Wasserrad rauscht und das
Kunstgestänge in unheimlicher Ruhe auf= und niedersteigt und seinen
regelrechten Gang durch den Klang eines Glöckchens ausdrückt, das
im Maschinenhause über dem aufsteigenden Bergmanne erklingt.
„Glückauf!' Du holdes Sonneulicht, sei innig mir gegrüßt!“ So
klingt es wohl aus seiner Seele, wenn er im Frohgefühle des ober-
irdischen Sonnenlebens wieder seiner entfernten Hütte zueilt. Wenn
wir ihn aber im Geiste zu den Seinen daheim begleiten, lassen wir
zugleich noch einmal Ort und Art seiner Arbeit an uns vorübergehen!
Wiederholung über Einfahrt, Schichtarbeit und Ansfahrt
des Bergmannes.
3. Auch das zutage geförderte Silbererz hat unterdessen einen
weiteren Gang zurückzulegen, um nun „aufbereitet,“ d. h. für
die Verarbeitung in den Hüttenwerken vorbereitet zu werden. Diese
Aufbereitung aber besteht zuerst in der Schei dearbeit. Auf der
„Scheidebank“ wird es daher von den Scheidejungen zerschlagen und
nach seinem Gehalte sortiert. Das taube Gestein wandert auf die
Schutthalde, das erzhaltige aber in die Wäsche, in der es gereinigt
wird, und auf die Siebvorrichtungen, welche die feineren von
den groben Teilen sondern. Die Aufbereitung besteht ferner in den
Pocharbeiten, durch welche unter schweren Stampfen die reinen
Erze zu Erzstaub verwandelt werden. Diesen nehmen dann große
Kastemvagen auf und führen ihn zu den Hüttenwerken, auf deren
Erzboden er in vielen Haufen aufgeschüttet wird. Die Aufbereitung
besteht drittens auch in den Walz= und Schlämmarbeiten,
durch welche unreine Erze in mehreren Walzengängen zerquetscht,
dann in Siebkästen aufgenommen und in diesen durch eindringendes
Wasser in der Weise geschieden werden, daß wertloses Gestein