Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

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sie ihre Astgehänge, mit dichtgeschlossenen Zweigen wölben sie ein 
dunkles Nadeldach über meilenweite Berghöhen (bei Crottendorf, 
Eibenstock, Schwarzenberg) und überdecken das niedere Gesträuch der 
Schwarz= und Preißelbeeren mit sperrigen Armen. Wie Waldgreise 
sind sie nicht selten mit den langen Fäden der grauen Bartflechte 
behangen. Wic Waldzwerge aber verkrüppeln sie auf dem kalten 
Hochrücken des Gebirges, wo das Polster des isländischen Mooses 
und der Renntierflechte sich schützend um die Bäunchen legt, die der 
böse Sturm zerzanst. Häufig tritt in ihrer Gesellschaft auch die stolze 
Tanne aufs, die eine noch edlere Erscheinung entfaltet und in einigen 
majestätischen Eremplaren zu wahren Waldriesen erwächst. So 
erhob bei Olbernhau eine Tanne ihren schlanken Wipfel bis zu 
einer Höhe von nahezu 50 m, maß durch den unteren Stamm 
über 2 m und hatte ein Lebensalter von 500 Jahren erreicht, als 
ein Unwetter ihren stolzen Wipfel fällte: eine wahre „Königstanne“! 
Solche Riesensöhne, die ein volkstümliches Wahrzeichen der Gegend 
sind, trägt das Gebirge auch heute noch (z. B. Sachsen-, Leuchter- 
und Zwieseltanne) auf seinem Rücken. Vielfach mischt auch die 
Buche ihr zartes Blätterwerk mit den rauhen Nadelträgern. Ja, 
sie bildet in milderen Gebirgsniederungen (bei Niederschmiedeberg 
im Preßnitztale) ausgedehnte Bestände, deren Hellgrün sich wohl- 
tuend abhebt von dem ernsten Nadeldnnkel. Und vor allem gesellt 
sich auch die liebliche Birke mit ihren silbernen Stämmen, hängenden 
Kronen und zartem Blattschmucke zu den ernsten Nadel= und Zapfen- 
trägern. Welch würzigen Duft aber haucht dieser Gebirgswald 
aus, wenn die Sonne ihn bestrahlt und reiches Leben unter seinen 
Kronen weckt! Das ist dann eine Stärkung nicht bloß für die 
kräftigen Waldarbeiter und für Beerensucher, sondern auch für Kranke 
und Gesunde, die das Gebirge zur Sommerszeit mit Vorliebe 
besuchen, um die reine, frische Bergwaldluft mit vollen Zügen zu 
genießen. Zusammenfassung. - 
2. Belebt war das Erzgebirge schon in seinem Urwaldalter, als 
Luchs und Wildkatze in dem bergenden Astwerk lauerten, Eber und 
Wolf mit bissigem Zahn das Revier durchstreiften und Bär und Ur 
in unzugänglichen Felsenhöhlen hausten. Das waren arge Räuber, 
deren Namen jetzt noch bedeutungsvoll an Bächen und Bergen, an 
Dörfern und Städten haften. Welche Namensanklänge sind dir 
bekannt? (Bärenstein, Wolfsberg, Ebersbach, Anersberg.) Auch heutigen 
Tages ist das Raubwild im Gebirge noch keineswegs ganz ausgestorben. 
Noch spüren Fuchs und Marder nach ihrer Beute, noch ziehen 
Sperber und Habicht über den Wipfeln ihre Kreise, noch sonnt sich 
die Otter mit giftigem Zahn auf warmem Gesteine. Reicher aber 
wird der Gebirgswald von friedlicherem Jagdwilde durchstreift. In 
Rudeln suchen die Rehe grasige Lichtungen und Blößen auf. Ja, 
auch der prächtige Edelhirsch bricht durch die knickenden Zweige, 
wenn das Jagdhorn durch die Berge schallt. Wie das alte Jagd- 
schloß Grillenburg (zwischen Tharandt und Freiberg), so dient
	        
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