Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

— 34 — 
stern weithin über das bunte Gefilde leuchtet. Ja, auch Kinder 
riesiger Hochgebirge bewohnen die Hochwiesen unserer vaterländischen 
Berge, wie denn der Taraut, der eine Pyramide mit dunklen 
Blütenblättern an zarten Asten treibt, als eine Enzianart uns an 
die fernen Alpen erinnert. Die Wiesen selbst sind vielfach von 
Gräben durchzogen, durch Grenzsteine in kleinere Parzellen geteilt, 
werden in den Hundstagen gemäht und geben dann das duftige 
Bergheu, das ein vortreffliches Viehfutter liesert. In Bockau aber 
(südl. von Aue) gehen die Wiesen in Gärten über, in denen 
Rhabarber und Huflattich, Baldrian und Angelikawurzel gezogen, 
zu Arzneien und Schnupftabaken („Schneeberger") verwendet und 
dann von diesem größten Arzneidorfe Sachsens weithin versendet 
werden. Zusammenfassung. 
4. Mehr noch bedürfen die Gebirgsgärten und -Felder, die 
sich in der Nähe von Stadt und Dorf in kleinen Gebreiten nach 
den Höhen ziehen, des Schutzes gegen das ausbrechende Wild. 
Mühevoll sind Garten= und Ackerboden den bewaldeten Bergen ab- 
gewonnen worden. Düin ist die braune Krume, die das Getreidekorn 
oder die Kartofsel aufnimmt, welche über hundert Jahre im 
Gebirge heimisch und als Tageskost armer Bewohner eine Segens- 
srucht für die Bewohner geworden ist. Aus den Schollen und 
Furchen des Ackers ragen Steine, die sorgfältig abgelesen und auf 
dem Grenzraine aufgeschüttet werden. Beschwerlich ist die Zufuhr 
des Düngers, beschwerlich auch die Abfuhr der Garben, Rüben und 
Schwaden. Die Halme des Hafers und Roggens stehen zwar oft 
dünn, die Wurzelknollen der Kartoffeln sind manchmal klein, und 
kurz ist der Stengel des Flachses. Denn spät schmilzt ja der 
Schnec in den Bergen, und frühzeitig brechen Nachtfröste ein, die 
reifende Frucht zu verderben. Dennoch trägt der Gebirgsboden bei 
sorgsamer und sachkundiger Pflege hier und da überraschend reich- 
liche Ernten, die mit denen des Niederlandes wohl wetteifern können. 
Auch können wir die Pflege des Ackers bis an den Waldrand des 
Fichtelberges hinan verfolgen und müssen den zähen Fleiß der 
Bewohner bewundern, die immer neue Feldmarken aus Wald und 
Wiese gewinnen, obgleich die Natur des Gebirges hier eigentlich 
nur auf die mehr lohnende Wiesen= und Waldpflege verweist. 
Zusammenfassung. 
5. Wald-, Wiesen- und Feldbau aber hören im Gebirge auf, 
wo sich die Gebirgsmoore in die Höhenfalten des Rückens 
betten. Durch überreiche Wassermengen bildet sich dort ein 
schlammiger, schwammiger Boden von brämnlicher Färbung, den 
bleichgraue Torfmoose mit trügerischer Decke überziehen und immer 
mehr erweitern, da jährlich neue Pflanzengeschlechter auf den ver- 
wesenden erstehen. Das größte Torfmoor bildet der „große 
Kranichsee“ (der „kleine“ liegt 4 Kilometer westlich von Eibenstock 
und trägt ein Aussichtsgerüste) südlich von Carlsfeld, jenseits des
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.