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stern weithin über das bunte Gefilde leuchtet. Ja, auch Kinder
riesiger Hochgebirge bewohnen die Hochwiesen unserer vaterländischen
Berge, wie denn der Taraut, der eine Pyramide mit dunklen
Blütenblättern an zarten Asten treibt, als eine Enzianart uns an
die fernen Alpen erinnert. Die Wiesen selbst sind vielfach von
Gräben durchzogen, durch Grenzsteine in kleinere Parzellen geteilt,
werden in den Hundstagen gemäht und geben dann das duftige
Bergheu, das ein vortreffliches Viehfutter liesert. In Bockau aber
(südl. von Aue) gehen die Wiesen in Gärten über, in denen
Rhabarber und Huflattich, Baldrian und Angelikawurzel gezogen,
zu Arzneien und Schnupftabaken („Schneeberger") verwendet und
dann von diesem größten Arzneidorfe Sachsens weithin versendet
werden. Zusammenfassung.
4. Mehr noch bedürfen die Gebirgsgärten und -Felder, die
sich in der Nähe von Stadt und Dorf in kleinen Gebreiten nach
den Höhen ziehen, des Schutzes gegen das ausbrechende Wild.
Mühevoll sind Garten= und Ackerboden den bewaldeten Bergen ab-
gewonnen worden. Düin ist die braune Krume, die das Getreidekorn
oder die Kartofsel aufnimmt, welche über hundert Jahre im
Gebirge heimisch und als Tageskost armer Bewohner eine Segens-
srucht für die Bewohner geworden ist. Aus den Schollen und
Furchen des Ackers ragen Steine, die sorgfältig abgelesen und auf
dem Grenzraine aufgeschüttet werden. Beschwerlich ist die Zufuhr
des Düngers, beschwerlich auch die Abfuhr der Garben, Rüben und
Schwaden. Die Halme des Hafers und Roggens stehen zwar oft
dünn, die Wurzelknollen der Kartoffeln sind manchmal klein, und
kurz ist der Stengel des Flachses. Denn spät schmilzt ja der
Schnec in den Bergen, und frühzeitig brechen Nachtfröste ein, die
reifende Frucht zu verderben. Dennoch trägt der Gebirgsboden bei
sorgsamer und sachkundiger Pflege hier und da überraschend reich-
liche Ernten, die mit denen des Niederlandes wohl wetteifern können.
Auch können wir die Pflege des Ackers bis an den Waldrand des
Fichtelberges hinan verfolgen und müssen den zähen Fleiß der
Bewohner bewundern, die immer neue Feldmarken aus Wald und
Wiese gewinnen, obgleich die Natur des Gebirges hier eigentlich
nur auf die mehr lohnende Wiesen= und Waldpflege verweist.
Zusammenfassung.
5. Wald-, Wiesen- und Feldbau aber hören im Gebirge auf,
wo sich die Gebirgsmoore in die Höhenfalten des Rückens
betten. Durch überreiche Wassermengen bildet sich dort ein
schlammiger, schwammiger Boden von brämnlicher Färbung, den
bleichgraue Torfmoose mit trügerischer Decke überziehen und immer
mehr erweitern, da jährlich neue Pflanzengeschlechter auf den ver-
wesenden erstehen. Das größte Torfmoor bildet der „große
Kranichsee“ (der „kleine“ liegt 4 Kilometer westlich von Eibenstock
und trägt ein Aussichtsgerüste) südlich von Carlsfeld, jenseits des