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aber langgezogenen Dörfern (Holzhau, Rechenberg) eingefaßt wird.
Endlich mögen uns noch die Ausdrücke „Muldentaler Papier= und
Pulverfabriken“ und die „Muldenhütten“ bei Freiberg an die Arbeit
des Flusses erinnern, die er im Dienste der neueren Gewerbe oder
des alten Bergbaues leistet. Freilich wird der Mulde von beiden
übel damit gelohnt, daß sie ihr schlammige Abflüsse zuführen, welche
nun das lantere Gebirgswasser des Obertales (bis Mulda) trüben
und die Fische töten, die nur noch die Nebenflüsse (Gimmlitz und
Bobritzsch) zahlreicher bevölkern. So werden für uns die
Bezeichnungen Moldau, Mulda, Mulde, Muldentaler
Fabriken und Muldenhütten zu Bestimmungsworten
für Lauf und Natur eines Flusses, der mit dem anderen
Träger desselben Namens das erste Geschwisterpaar säch-
sischer Flüsse bildet.
2. Der Freiberger Mulde ähnelt in Lauf und Leben der zweite
Fluß des östlichen Gebirges: die westliche Weißeritz. Auch sie
entquillt dem Gebirgsrücken auf böhmischer Seite, betritt Sachsen
in der Nähe von Rehefeld und rinnt lustig zu Tale durch Wiesen,
Wald und Blumenauen. Eigenartig aber gestaltet sich ihre Natur,
wenn sie den Wettlauf mit der Mulde aufgibt, um nach der Elbe
abzuschwenken. Nun muß sie das Felsengefüge quer durchbrechen.
Es entsteht ein gewaltiges Ringen mit dem harten Gesteine der Erde.
Wieso sind die Spuren dieses Kampfes im Laufe der Weißeritz anch
auf der Karte abzulesen? Hier trollt und rollt nun ihr Wasser über
Blöcke und Kiesel, hier lärmt und schwärmt sie zwischen hohen Ufer-
gestaden hin. Hier verdient sie sich in Wahrheit nicht nur ihren
Familiennamen Weäißeritz, d. i. die „Schäumende“, sondern zu-
gleich auch den Zunamen „die Wilde“". Versöhnlich drängen sich
aber bald Buchen mit weichem Laub an ihr silberreines Wasser
heran, und Forellen mit ihren rötlichen Flecken auf dem glänzenden
Schuppenleibe schnellen zwischen bemoosten Steinen durchs rauschende
Wasser dahin. Trüge nicht schon das Huthaus in der Nähe den
schmückenden Namen der „Edlen Krone“, wir könnten ihn zur
Bezeichnung dieses vaterländischen Flußstückes auch gegenwärtig gewiß
nicht besser wählen. Und suchen wir nach einem Juwel dieser Krone,
so finden wir ein solches nach kurzem Weiterlaufe des Flusses an
seiner letzten entscheidenden Umbiegung nach Osten. Da nimmt er
linksseitig ein waldfrisches Bächlein auf, so daß er sich nun mit
diesem in drei Täler gabelt (Dresdner Tal östl., Badetal westl.,
Granatental nördl., Tharandt hieß früher „Granaten“"). An den
Berggehängen derselben wölben sich die dichten Buchenkronen auf
glatten Säulen zu den „heiligen Hallen"“. Von ihnen umschlossen,
steigen die hellen Häuser von Tharandt aus der Wiesenfläche am
schänumenden Wasser auf (fast 3 T.), einer aumutigen Talstadt, die
sich durch ihre gesunde Lage und ein Mineralbad zum Sommerkurort
und Winteraufenthalt eignet. Durch die Waldnatur erscheint sie
zum Sitze der Forstakademie wie geschaffen. Der Forstgarten zeigt