Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

— 51 — 
aufsucht, die von Eibenstock, Johanngeorgenstadt. Oberwicsenthal 
und Jöhstadt im westlichen, von Zöblitz, Olbernhau und Sayda 
aus im mittleren, von Altenberg, Lauenstein und Gottleuba 
aus im östlichen Gebirge nach Böhmen führen. Weiter fällt das 
Gebirge auf sächsischer Seite in flacher Abdachung nieder und zeigt 
hier so viele einzelne Rücken und Kuppen, Mulden und Falten, 
daß sich ein Weg auch ohne Beschwer auf den Hochflächen („Scheiben“) 
fortziehen kann. Endlich wird gerade der Nordabfall des Gebirges 
durch so viele Flußtäler zerrissen, daß diese selbst zu Bahn- 
brechern und Wegeführern werden, denen die fortgeschrittene 
Baukunst namentlich in unsern Tagen (z. B. die schöne Müglitzstraße) 
bei Anlage der Straßen und Bahulinien immermehr folgt. Auf- 
schließung der Gebirgsmaner durch südlich einmündende 
Talpforten, zahlreiche Einsenkungen im flachen 
Gebirgskamme, ruhig verlaufende und gefaltete 
Höhenzügec auf der Nordseite und tiefgespaltene Tal- 
rinnen der Flüsse wurden demnach zu Fingerzeigen 
für Anbahnung des Verkehrs auch in dem früher so 
unwirtlichen Waldgebirge. 
3. Die ersten Ubergänge über das Gebirge wurden durch das 
Bedürfnis gebahnt. So reich nämlich auch unser siüdliches 
Nachbarland Böhmen von der Natur mit Schätzen der Erde aus- 
gestattet ist, so fehlt ihm doch das unentbehrliche Kochsalz. Dieses 
ist nun aber in unerschöpflichen Lagern im Nordwesten von Sachsen 
aufgespeichert, wo die Saale nach der Elbe fließt. Salzfuhrleuten 
aus dieser Gegend sind wir auf dem Erzgebirge schon begegnet, als 
wir die ersten Silberfunde bei Freiberg erwähnten. Die Wege aber, 
auf welchen die Salzkarren knarrten, waren unsicher und ranh. 
Steil und zerfurcht stiegen die Gleise nach der Höhe. Durch 
Knüppel, Steine und Reisig wurden „die Waldpässe gebrücket". 
Schmiede lauerten mit Hammer und Zange an den Wegen, um 
zerbrochene Wagenteile wieder zu heilen. Noch heute lassen alte, 
verfallende Straßen erkennen, welche Schwierigkeiten Fahr= und 
Inßverkehr auf ihnen zu überwinden hatten! Im 19. Jahrhundert 
aber sind vielfach wohlgepflegte Straßen an Stelle der holprichten 
Saum= und Fahrwege getreten. Wohl gehärtet und geglättet, auf 
den Höhen mit Ebereschen und Ahorn, Ulme oder Edelesche be- 
pflanzt, biegen sie um die Bergkuppen und ersteigen in ruhiger 
Hebung den Rücken, so daß Roß und Reiter, Frachtgeschirre und 
Fußwanderer ihn ohne große Anstrengung erklimmen können. Die 
wichtigsten Straßen laufen im Westflügel über Zwickau und Chemnitz 
nach Leipzig, über Freiberg und Pirna im Ostflügel nach Dresden 
hin zusammen. Auf böhmischer Seite vereinigen sie sich in den 
beiden Knotenpunkten Karlsbad und Teplitz, um von hier aus nach 
Prag zu leiten. Querlinien verknüpfen diese Längsfäden, so daß 
ein wahres Netz schöner Straßen das Erzgebirge 
überzieht. · 
4
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.