Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

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Wo Wald erst war, da sah man Hütten bauen; ein Dörflein war, bald eine 
Stadt zu schauen. 
Jetzt führt der breiten Straßen große Zahl von Stadt zu Stabt weit über 
Berg und Tal, 
Die Brücken wölben ihre hohen Bogen; der Fels erdröhnt: der Dampfzug 
kommt geflogen! 
13. Die Bewohner des Erzgebirges. 
I. Lehrmittel: Karte von Sachsen. Gebauer, Bilder. M. v. Süßmilch, 
das Erzgebirge. Berlet, Wegweiser. Metzner, das Erzgebirge. V. Metzsch- 
Reichenbach, Schlösser Sachsens. 
II. Lehrgang: 1. Abstammung der Bewohner. 2. Die Ansiedelungsformen 
der Bewohner. 3. Die Wohnungen der Bewohner. 4. Die Be- 
schäftigung der Bewohner. 5. Die Eigenschaften der Bewohner. 
III. Lehrstunde: 
Wir wollen heute über die Bewohner des Erz- 
gebirges sprechen. 
1. Das niedere Erzgebirge ist in der geschichtlichen Zeit 
vermutlich von Germanen (Hermunduren) bewohnt gewesen. Nach 
der Völkerwanderung aber fanden sich hier Slaven ein, die im 
7. Jahrh. u. Chr. auf sächsischem Boden bis zur Saale vordrangen. 
Bei Beginn des 10. Jahrh. aber drängten die deutschen Franken 
und die Thüringer diese „Sorbenwenden“ wieder ostwärts zurück 
und besetzten deren Gebiete. Dabei sind manche bedrängte Slaven- 
familien wohl auch in das mittlere und obere Gebirge aufsgestiegen, 
um hier Schutz und Siedelung zu finden (z. B. in Schlettau). Aus 
dieser Zeit haben sich denn auch manche slavische Bezeichnungen für 
Orte, Berge und Flüsse, für bergmännische Arbeiten oder häusliche 
Gegenstände und Verrichtungen unter der gegemwärtig deutschen 
Bevölkerung noch erhalten. Der Reichtum an Tannen gab dem 
Zschopandorfe Crottendorf seinen Namen. Das Dorf Lößnitz 
bei Freiberg und die Stadt Lößnitz mit ihren Schieferbrüchen 
denten vereint auf ein altes Pochwerk hin. Die Flußnamen 
Zschopan und Weißeriß drücken das Tosen und Schäumen des 
Gebirgswassers aus. Die Halden in der Nähe der Schächte 
werden wohl auch Kotten (Kottenhaide, Kottengrün) genannt, was 
eine Aufschüttung bedeuten soll. Die kleine Bank in der Stube 
nennt der Gebirgsbewohner heute noch eine Hütsche. Auch wenn 
er das schaukelnde Tragen eines Kindes auf den Armen ein 
Bischen, die ersten Redeversuche desselben ein Dahlen, die junge 
Gaus eine Biele, die ältere eine Husche, das Schneiden des 
Holzes mit dem Messer im Hause ein Pesteln oder Pitzeln 
neunt, so bedient er sich damit im Grunde slavischer Ausdrucksformen. 
Wennu uun auch zweifellos gegenwärtig im Erzgebirge die deutschen 
Bezeichnungen der Berge, Dörfer und Städte vorherrschen, so
	        
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