— 54 —
Wo Wald erst war, da sah man Hütten bauen; ein Dörflein war, bald eine
Stadt zu schauen.
Jetzt führt der breiten Straßen große Zahl von Stadt zu Stabt weit über
Berg und Tal,
Die Brücken wölben ihre hohen Bogen; der Fels erdröhnt: der Dampfzug
kommt geflogen!
13. Die Bewohner des Erzgebirges.
I. Lehrmittel: Karte von Sachsen. Gebauer, Bilder. M. v. Süßmilch,
das Erzgebirge. Berlet, Wegweiser. Metzner, das Erzgebirge. V. Metzsch-
Reichenbach, Schlösser Sachsens.
II. Lehrgang: 1. Abstammung der Bewohner. 2. Die Ansiedelungsformen
der Bewohner. 3. Die Wohnungen der Bewohner. 4. Die Be-
schäftigung der Bewohner. 5. Die Eigenschaften der Bewohner.
III. Lehrstunde:
Wir wollen heute über die Bewohner des Erz-
gebirges sprechen.
1. Das niedere Erzgebirge ist in der geschichtlichen Zeit
vermutlich von Germanen (Hermunduren) bewohnt gewesen. Nach
der Völkerwanderung aber fanden sich hier Slaven ein, die im
7. Jahrh. u. Chr. auf sächsischem Boden bis zur Saale vordrangen.
Bei Beginn des 10. Jahrh. aber drängten die deutschen Franken
und die Thüringer diese „Sorbenwenden“ wieder ostwärts zurück
und besetzten deren Gebiete. Dabei sind manche bedrängte Slaven-
familien wohl auch in das mittlere und obere Gebirge aufsgestiegen,
um hier Schutz und Siedelung zu finden (z. B. in Schlettau). Aus
dieser Zeit haben sich denn auch manche slavische Bezeichnungen für
Orte, Berge und Flüsse, für bergmännische Arbeiten oder häusliche
Gegenstände und Verrichtungen unter der gegemwärtig deutschen
Bevölkerung noch erhalten. Der Reichtum an Tannen gab dem
Zschopandorfe Crottendorf seinen Namen. Das Dorf Lößnitz
bei Freiberg und die Stadt Lößnitz mit ihren Schieferbrüchen
denten vereint auf ein altes Pochwerk hin. Die Flußnamen
Zschopan und Weißeriß drücken das Tosen und Schäumen des
Gebirgswassers aus. Die Halden in der Nähe der Schächte
werden wohl auch Kotten (Kottenhaide, Kottengrün) genannt, was
eine Aufschüttung bedeuten soll. Die kleine Bank in der Stube
nennt der Gebirgsbewohner heute noch eine Hütsche. Auch wenn
er das schaukelnde Tragen eines Kindes auf den Armen ein
Bischen, die ersten Redeversuche desselben ein Dahlen, die junge
Gaus eine Biele, die ältere eine Husche, das Schneiden des
Holzes mit dem Messer im Hause ein Pesteln oder Pitzeln
neunt, so bedient er sich damit im Grunde slavischer Ausdrucksformen.
Wennu uun auch zweifellos gegenwärtig im Erzgebirge die deutschen
Bezeichnungen der Berge, Dörfer und Städte vorherrschen, so