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uns diese Flüsse zu einer natürlichen Gliederung verhelfen. Sie
sind es ja, die das gesamte Bergland durch tiefe Täler spalten
und in Höhenrücken zerlegen, welche sich zungenartig zwischen ihnen
erstrecken und nach dem Flußwinkel zu immer niedriger werden.
Selten nehmen die Höhengewölbe, von denen das eine immer das
andere verdeckt, die Form schön gegliederter Berge an. Selbst der
Rochlitzer Berg, der mit seinen 340 m Höhe uns die mittlere
Erhebung des ganzen Berglandes annähernd angeben mag, erhebt
sich von NW. her in kaum bemerkbarer Anschwellung und fällt
erst in steilen, scharf ausgeprägten Flanken zum Muldenbogen nieder.
Selten bricht auch das Gestein durch die Decke der Kuppe hindurch,
um schöngezackte Naturtürme oder wild zerrissenes Naturgemäuer zu
bilden, wie wir das im Taurasteine bei Burgstädt sehen, der sich
einer hohen Gunst seiner Anwohner erfreut. Wir merken daher an,
daß das mittelsächsische Bergland, wie der Name ja auch ausdrücken
soll, eine Anhänfung kuppiger Berge ist, deren Höhe sich
nach NW. hin senkt, die von tiefen Tälern in größere
Glieder zerschnitten werden und selten, wie etwa im
Rochlitzer Berg und Taurastein, auffällige Formen zeigen.
5. Da wir nun in diesem Berglande eine verhältnuismäßig
niedere Höhenstufe unseres Vaterlandes vor uns haben, so werdet
ihr auch begreifen, daß sie länger mit Wasser bedeckt bleiben konnte
als der höhere Wall des Erzgebirges, der sich zeitiger aus den
Fluten hob. Während sich daher die Umwandlung des Grundgesteins
in Ackererde auf der Oberfläche des Gebirges nur langsam vollzog,
wurde die Oberfläche des Berglandes unter der Wasserdecke schneller
zersetzt und so vielfach zerbröckelt, daß sich bald eine weiche Schlamm-
schicht über die Höhen legte, die dann nach Verlauf des Wassers
einen lockeren, anbaufähigen Boden gab. Nun bedeckte der Wald
die Gehänge der Berge, der sich in größerer Ausbreitung freilich
nur noch bei Coldit findet. Denn schonnugslos hat die Apxt oft
die Höhen entblößt, um Wiesenland und Feldmarken zu gewinnen,
die jetzt in grünen Streifen oder braunen Furchen nicht nur die
Gehänge, sondern auch die Scheitel der Berge umspannen. Da
wiegt sich der goldbraune Weizen auf den Höhen, da wuchert der
rote oder weiße Blütenkopf des Klees auf saftigem Stengel, da
schließen sich die fetten Blätter des Krantes zu einem dichten Haupte
zusammen! Auch die Zuckerrübe senkt ihre Wurzeln tief in den
Boden ein. Erbsen und Bohnen blühen auf den Feldern, der
Kürbis rankt neben der Gurke, und in den Gärten reift die süße
Frucht des Obstes und der Traube. Welch eine Fülle vor-
trefflicher Gewächse! Das ist ein reicher Fruchtsegen des
Berglandes, der im Hinblick auf die Armut des Gebirges
die Bewohner zu froher Dankbarkeit mahntl #
6. Denn an allen Orten und Enden des Berglaudes sind hier
betriebsame Menschen vorgedrungen. In den Flußtälern werden
wir ganze Reihen kleiner Städte finden, in denen die Bürger das