Deutschland. 103
glieder zu den Produktiv-Associationen vorzubereiten und heranzubilden.
4) Der Vereinstag beauftragt seinen ständigen Ausschuß, auf dem nächsten
Vereinstag die Frage zur Discussion zu bringen: Sind die auf dem Princip
der Dividendenvertheilung beruhenden Vorschußvereine denen, welche auf dem
Princip der Amortisation beruhen, vorzuziehen oder nicht? und die dazu er-
forderlichen Vorarbeiten zu veranlassen.“
Sparkassen: „Der Vereinstag empfiehlt Gründung von Sparkassen auf
Grundlage möglichst einfacher den örtlichen Verhältnissen entsprechender Statuten
und Geschäftsführung.
Alterversorgungskassen: 1) Die Errichtung von Altersversorgungs-
kassen auf dem Grundsatz der Gegenseitigkeit ist den Arbeitervereinen zu
empfehlen. 2) es ist vortheilhaft, die Kassenführung derartiger Vereine schon
bestehenden Genossenschaften als Credit-, Spar- oder Baugenossenschaften zu
übertragen. 3) die Alterversorgungskassen sollen möglichst gleichartig einge-
richtet werden, und es wird der siändige Ausschuß beauftragt, binnen drei
Monaten den Vereinen ein Normalstatut unter Berücksichtigung der dem
zweiten Vereinstag gemachten Vorlage zugängig zu machen. 4) Die verschie-
denen Alterversorgungsvereine sollen miteinander in Verbindung treten,
um den Mitgliedern den Uebergang aus einer Anstalt in die andere zu
erleichtern. 5) Daß Krankenunterstützungskassen für Arbeiter insbesondere
in Fabriken, wo sie für Arbeiter in obligatorischer Weise eingeführt,
Eigenthum der Arbeiter in solange sind und bleiben, als die Mittel der Kasse
von ihnen herrühren. 6) Daß ferner Ueberschüsse, welche sich aus diesen
Kassen ergeben, nach Zuweisung eines Theils derselben zu einem Reservefond
nachstehende Verwendung erhalten sollten: a. als Unterstützung in Unglücks-
fällen, welche eine längere als die statutenmäßige Arbeitsunfähigkeit begründen,
b. bei nach einer Reihe von Jahren im gleichen Geschäft aufgeriebener Arbeits-
kraft und dadurch abnehmendem Verdienst und Lohn, c. nach einer bestimmten
Anzahl von Jahren im gleichen Geschäft geleisteten Dienstes, welcher gänzliche
Arbeitsunfähigkeit begründet, in Form einer Pension. 7) Allen Arbeitgebern,
insbesondere Fabrikanten, denen das Loos ihrer Arbeiter am Herzen liegt und
bei denen derartige Verhältnisse vorhanden sind, werden diese Vorschläge
dringend empfohlen.“
Abschaffung der Wanderbücher: „Das zur Zeit in Deutschland
bestehende Paßsystem ist aus politischen, socialen und volkswirthschaftlichen
Gründen nicht länger haltbar. Durch den Paßzwang und die Paßcontrole
werden die arbeitenden Klassen am härtesten betroffen. Es ist Pflicht der
Regierungen, alle die freie Bewegung von Ort zu Ort beschränkenden polizei-
lichen Bestimmungen schleunigst aufzuheben Die Arbeitervereine haben im
eigenen Interesse mit allen ihnen zu Gebote stehenden gesetzlichen Mitteln dahin zu
wirken, daß der Verkehr durch dergleichen Hindernisse nicht länger gehemmt
und sie bei den zu erlassenden neuen, dieselben regelnden Bestimmungen den
übrigen Klassen der Gesellschaft gleichgestellt werden.“
Frauenarbeit: „Die Versammlung erklärt sich mit den im Müller'schen
Berichte niedergelegten Ansichten im Allgemeinen einverstanden, namentlich mit
der Nothwendigkeit der Beseitigung aller der weiblichen Arbeit im Wege
stehenden Hindernisse und beauftragt seinen siändigen Ausschuß, diese Frage
auf die Tagesordnung der nächsten Versammlung zu setzen.“
Arbeiterbildungsvereine: „1) Den Vereinen wiederholt die große
Wichtigkeit wissenschaftlicher Vorträge und Unterrichtscurse ans Herz zu legen;
2) einen Aufruf an die deutschen Männer der Wissenschaft und die Behörden
zur Unterstützung der Bildungsbestrebungen der Arbeiter zu erlassen; 3) zur
Gründung und Erhaltung von kleineren Vereinen, besonders auf dem Lande,
Wanderlehrer auszusenden und die Gauverbände zu gleichem Verfahren auf-
zufordern.“