Full text: Europäischer Geschichtskalender. Sechster Jahrgang. 1865. (6)

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Deutschland. 
4) ihre Aufgabe bleibt, auf die Einberufung eines deutschen Parlaments hin- 
zuarbeiten, welches die volle Macht habe, Deutschland eine den Bedürfnissen 
der Nation entsprechende Verfassung zu geben.“ 
II. Wehrfrage. Antrag des Ausschusses: „Die Versammlung erklärt: 
Die allgemeine Wehrpflicht, welche ohne übermäßige Belastung des Volks nur 
in Verbindung mit sehr kurzer Präsenzzeit durchgeführt werden kann, erfor- 
dert die milltärische Vorbildung der noch nicht dienstpflichtigen Jugend. Die- 
selbe hat mit dem Turnen zu beginnen und ist möglichst bis zur feldmäßigen 
Ausbildung der Compagnie durchzuführen. Der Nationalverein fordert seine 
Mitglieder auf, zur Erreichung dieses Zieles mitzuwirken. Zunächst ist ins- 
besondere anzustreben: 1) Die Einführung des obligatorischen Turnunterrichts 
an allen Schulen, auch den Volksschulen. 2) Die Gründung von freiwilligen 
Jugendwehren, besonders in den Städten, welche sich entweder an die Schulen 
anzuschließen haben, oder, wo es möglich ist, die Unterstützung des Militärs 
in Beziehung auf den Unterricht gewinnen sollten. 3) Ferner die Anslellung 
vom Staat besoldeter Officiere als Jugendwehrinstructoren. 4) Ueberlassung 
von Exerciergewehren an die Jugendwehren vom Staat. 5) Herabsetzung der 
Präsenzzeit im Frieden für die in der Jugendwehr Ausgebildeten. 6) Er- 
leichterung der Schießübungen für die Jugend in den Schützenvereinen." 
Referat des Abgeordneten Metz (Hessen-Darmstadt). Der An- 
trag von Bürgers wird mit großer Mehrheit verworfen und der- 
jenige des Ausschusses bez. der deutschen und der Wehrfrage ange- 
nommen, ebenso ein Antrag bezüglich der mecklenburgischen Cabinets- 
justiz gegen die Mitglieder des Vereins in Rostock. 
Anwesend sind aus Hessen-Darmstadt 164, Frankfurt 115, Nassau 54, 
Preußen 16, Hannover 9, Baden 14, Kurhessen 6, Bayern 3, Schleswig- 
Holstein 4, Sachsen 2, Württemberg 1, aus mehreren Kleinstaaten 13 Mitglieder. 
— Der Abg. Crämer von Doos (Bayern) und ebenso Pfeiffer (Württemberg) 
erklären in Folge der Ergebnisse der Abgeordneten-Versammlung (Ausbleiben 
der Preußen) und der General-Versammlung des National-Vereins mit Eclat 
ihren Austritt aus dem letzteren. — Nach dem Berichte des Ausschusses ist 
die Zahl der activen Mitglieder des Vereins von 23,000 auf 17,000 herab- 
gesunken. 
  
29. Oct. (Schleswig-Holstein). Antwort des Herzogs Friedrich auf 
 
die Zuschrift des General Manteuffel vom 18. d. M.: 
„. . . . Es wird jetzt wohl auf das evidenteste sich herausgestellt haben, was 
bei dem rein privaten Zweck meiner Reise selbstverständlich ist, daß die loyale 
Begrüßung seitens der Stadt Eckernförde ohne jedwede Anregung von meiner 
Seite und im natürlichen Ausdruck lang zurückgedrängter Gefühle erfolgt ist. 
Es mag sein, daß die Aeußerungen solcher Gefühle unterdrückt werden 
können — das Gefühl der Anhänglichkeit an das einheimische Fürstenhaus 
und die Treue gegen das Recht des Landes werden fortbestehen. Um dem 
Lande diesen unabsehbaren Kampf zu ersparen, gibt es ein Mittel, auf welches 
die Bevölkerung Schleswig-Holsteins ein unangefochtenes Recht besitzt, und 
dessen Ergreifung ich jederzeit befürwortet habe. Ew. Excellenz würde sich 
die Dankbarkeit aller Schleswig-Holsteiner erwerben, wenn Sie ihre bevor- 
zugte Stellung dazu benutzen wollten, um Se. Majestät den König, Ihren 
allergnädigsten Herrn, zu bewegen, die Berufung einer freigewählten Landes- 
vertretung herbeizuführen, und derselben zu ihrem Theil die Entscheidung über 
das Geschick dieses vielgeprüften Landes anheimzustellen“. 
30. „ (Frankfurt). Der Senat erläutert gegenüber Oesterreich